Kritik an Arbeitsdokument zur Familiensynode
Das Dokument, das u.a. die Ergebnisse der vatikanischen Familien-Befragung zusammenfasst, zeige ein hohes Maß an „Ambivalenz und Heterogenität“, schreibt Hilpert in einer Analyse für das „Münsteraner Forum Theologie und Kirche“.
Das Dokument weise zwar durchaus moderne pastorale Zielsetzungen auf, diese würden jedoch dadurch konterkariert, dass der von vielen Gläubigen attestierte Graben zwischen kirchlicher Lehre und gelebter Realität von dem Dokument einzig auf eine mangelhafte Vermittlung der Lehre zurückgeführt wird. Eine Korrektur der Lehre an sich werde nicht in Betracht gezogen, so der Moraltheologe. Damit schimmere ein Bild von Kirche durch, „die im Grunde auf alles schon eine Antwort hat, die alles bestens geregelt hat, und die auch noch stolz darauf sein darf“.
Zu einfache Erklärungen
Die Realität gerade in ehelichen Verbindungen und Familien sei zu komplex, als dass man ihr mit einfachen Begründungsmustern begegnen könnte, so Hilpert. Auf solche Erklärungen greife das Dokument jedoch zurück, wenn es die neuen Technologien, den Einfluss der Massenmedien, eine „hedonistische Kultur“, den „Relativismus“, Materialismus oder den „wachsenden Säkularismus“ für den „Relevanzverlust“ kirchlicher Lehre in Ehe- und Familienfragen verantwortlich macht.
In dieser Einseitigkeit des Dokuments lauern laut Hilpert drei Gefahren: Zum einen jene, dass die faktische Nichtbeachtung kirchlicher Lehre als bloße Folge einer „ungeschickten sprachlichen Verpackung“ verstanden wird; weiters jene, dass man kirchlicherseits darauf einzig mit einer Art Informationsoffensive antworte - und schließlich die Gefahr einer „Relativierung der Probleme durch den Hinweis, dass in weltweiter Betrachtung die bei uns intensiv diskutierten Fragen lediglich von lokaler Bedeutung“ seien.
Synodenteilnehmer gefragt
Ob und wie weit die Beratungen der kommenden Synode in die „Spurrillen dieser drei Gefahren“ geraten, hänge laut Hilpert letztlich vom Kirchenverständnis ab, „das die Teilnehmer vor Augen, im Kopf und im Herzen haben“. Niemand befürworte wohl eine Aufgabe christlicher Werte und Ideale oder eine „billige Anpassung“, so Hilpert weiter, aber diese könnten „durch ein krampfhaftes und rechthaberisches Festhalten an konkreten Einzelnormen, die in ganz anderen Kontexten sinnvoll gewesen sein mögen, ihre Attraktivität und Überzeugungskraft verlieren“.
Das „Instrumentum laboris“ war am 26. Juni als Vorbereitungs- und Arbeitspapier für die vom 5. bis zum 19. Oktober im Vatikan stattfindende außerordentliche Sonderbischofssynode veröffentlicht worden. Es fasst u.a. die Ergebnisse der weltweiten Befragung unter Bischofskonferenzen, kirchlichen Gruppen und vatikanischen Behörden zu Familie, Ehe und Sexualität zusammen.
religion.ORF.at/KAP
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