USA besorgt über Vertreibung religiöser Minderheiten

Die USA schlagen wegen der zunehmenden Vertreibung von religiösen Minderheiten in der Welt Alarm. Österreich wird im Bericht des US-Außenministeriums ein recht gutes Zeugnis ausgestellt.

„In fast jedem Winkel der Erde mussten Millionen von Christen, Muslimen, Hindus und Angehörige einer Reihe anderer Glaubensgemeinschaften wegen ihrer religiösen Überzeugungen ihre Heimat verlassen“, hieß es im am Montag veröffentlichten jährlichen Bericht des US-Außenministeriums zum Stand der Religionsfreiheit.

Im vergangenen Jahr habe „die größte Vertreibung religiöser Gemeinschaften der jüngeren Vergangenheit“ stattgefunden. Besonders besorgt zeigte sich die Regierung in Washington über die Lage der Christen im Nahen Osten. Angesichts des Bürgerkriegs in Syrien und dem Erstarken der Islamisten im Irak werde das Christentum in der Region „zu einem Schatten seiner selbst“, warnte das US-Außenministerium.

Der jährlich veröffentlichte „International Religious Freedom Report“ des US-Außenministeriums analysiert Verletzungen der Religionsfreiheit auf der ganzen Welt. Er enthält Einzelberichte für jedes einzelne Land und ist bis ins Jahr 2001 zurück auf der Website des Ministeriums abrufbar.

Gutes Zeugnis für Österreich

Der Länderbericht für Österreich listet detailliert die Maßnahmen der Regierung in Bezug auf Holocaust-Gedenken und diesbezügliche Verfehlungen auf. So werden etwa Verurteilungen wegen Wiederbetätigung genauso erwähnt, wie aus Sicherheitsgründen abgesagte Fußballspiele zum Schutz jüdischer Gemeinden. Generell sei das Verhältnis der religiösen Gruppierungen im Land „freundschaftlich“, resümiert der Bericht.

Neben der Dokumentation von Verletzungen der Religionsfreiheit, enthält der Bericht auch von der US-Botschaft in Wien gesammelte statistische Daten, wie etwa prozentuelle Religionszugehörigkeiten oder die minimale Schüleranzahl für eigenen Religionsunterricht.

Internationale Verfolgung

In der offiziellen Zusammenfassung des „Religious Freedom Reports“ spielt Österreich freilich keine Rolle. Das US-Außenministerium beschränkt sich darin auf die großen globalen Krisenherde. So werden etwa die Geschehnisse in Syrien und Irak hervorgehoben. Hunderttausende syrische Christen seien vor der „von Regierungstruppen und Extremisten gleichermaßen verübten Gewalt“ aus dem Land geflohen. In der Stadt Homs hätten einst 160.000 Christen gelebt, nun liege die Zahl nur noch bei etwa 1.000.

Die christliche Gemeinde im Irak schrumpfte in den vergangenen Jahren um 300.000 Mitglieder. Den Schätzungen zufolge lebten zuletzt noch 500.000 Christen im Irak. Der Bericht wurde allerdings verfasst, bevor tausende Christen vor den Todesdrohungen der Jihadistengruppe „Islamischer Staat“ (IS) aus der nordirakischen Stadt Mossul flüchteten. Das US-Außenministerium hob hervor, dass außerdem schiitische Muslime besonders stark von Attacken des Terrornetzwerks Al-Kaida und anderer radikaler Gruppen betroffen seien.

Plünderungen und Auseinandersetzungen in Afrika

Auch in Ägypten seien 2013 mehrfach Kirchen sowie Häuser und Geschäfte von Christen angegriffen, ausgeplündert und angezündet worden, heißt es in dem Bericht weiter. „Von Islamisten angeführte Meuten haben vor allem in Oberägypten Gewaltakte mit Vertreibungen und Bestrafungen von Christen verübt.“

Ebenfalls mit großer Sorge betrachtete das US-Außenministerium die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen in Zentralafrika, die mehr als eine Million Menschen in die Flucht trieben. Außerdem erwähnt der Bericht die anhaltende Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in Myanmar, wegen der seit 2012 mehr als 140.000 Menschen ihre Dörfer verlassen mussten. Auch wenn die Regierung in Myanmar die Menschenrechte mittlerweile stärker achte, gebe es weiter „organisierte Hassreden“ und „Diskriminierungen“, um aus den Differenzen zwischen Buddhisten und Muslimen politisches Kapital zu schlagen.

Absolutes Religionsverbot in Nordkorea

Eine Reihe von internationalen Regierungen wird von Washington wegen starker Einschränkungen der Religionsfreiheit an den Pranger gestellt. Vor allem Nordkorea steche mit „seinem absoluten Verbot religiöser Organisationen und harschen Strafen für nicht erlaubte religiöse Aktivitäten“ negativ hervor. Auch in China, Kuba und Saudi-Arabien sowie im Iran und im Sudan könnten Menschen ihren Glauben nicht frei ausüben.

Frau mit Burka

EPA

Frau mit Burka

Das US-Außenministerium kritisiert auch den Anstieg von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit in Europa. Dies zeige, „dass Intoleranz nicht auf Länder mit aktiven Konflikten begrenzt ist“. Die jüngsten antisemitischen Zwischenfälle bei Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen fanden noch keinen Eingang in den Bericht. In mehreren Großstädte Europas - vor allem in Deutschland und Frankreich - wurden bei propalästinensischen Kundgebungen judenfeindliche Parolen gebrüllt und jüdische Personen und Einrichtungen attackiert.

religion.ORF.at/APA/AFP

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