Theologe: Messe mit gemeinsamem Essen verbinden

Nach Ansicht des Würzburger Liturgiewissenschaftlers Prof. Guido Fuchs sollten Gottesdienste wirkliche Mahlzeiten integrieren oder nachfolgen lassen."Das würde mehr dem Handeln Jesu entsprechen".

Jesus sei immer wieder mit anderen Menschen zum gemeinsamen Essen und Trinken beisammen gewesen. „Das war eine Form seiner Verkündigung des Reiches Gottes an die Menschen“, sagte der katholische Theologe dem Online-Magazin „Einblick“ der Würzburger Universität.

Das Abendmahl

APA/dpa/Carmen Jaspersen

Das Abendmahl

Wenn die Kirche ihren Besuchern öfter Mahlzeiten anbieten würde, sei das ein Weg, „den Alltag in den Bereich des Heiligen hinein zu bringen“, ist Fuchs überzeugt. Darüber hinaus schaffe Essen immer auch Kommunikation.

„Ma(h)l anders“

Beim „Frühstücksgottesdienst“, wie er in manchen evangelischen Gemeinden stattfinde, kämen die Teilnehmer am gemeinsamen Tisch untereinander über den Glauben ins Gespräch, statt nur stumme Zuhörer einer Predigt zu sein.

Unter dem Titel „Ma(h)l anders“ hat Fuchs aktuell ein Buch veröffentlicht, dass sich mit Essen und Trinken in Gottesdienst und Kirchenraum beschäftigt. Bei den Recherchen stellte er fest, dass viele Menschen gutes Essen, viel trinken und Genuss in der Regel mit Katholiken in Verbindung bringen würden, mit Protestanten dagegen trockenes Knäckebrot und Verzicht. In der gottesdienstlichen Praxis beider Konfessionen sehe dies dagegen eher umkehrt aus.

Möglichkeiten für Katholiken eingeschränkt

In der katholischen Kirche sind nach den Worten des Liturgikers die Möglichkeiten dazu extrem eingeschränkt. So darf laut Vorschrift die Feier der Heiligen Messe in keiner Weise in den Kontext eines gemeinsamen Mahls eingefügt oder mit einem solchen Mahl in Beziehung gebracht werden.

Auch dürfe die Messe nicht an einem Ort gefeiert werden, an dem Mahlzeiten eingenommen würden, auch nicht in einem Raum, in dem sich Speisen befänden. Damit seien Angebote, wie sie in evangelischen und freikirchlichen Gemeinden immer zahlreicher anzutreffen seien, in katholischen Gemeinden untersagt.

Dabei sei eine Mahlzeit zentrales Element vieler Gottesdienste, betonte Fuchs. Mit der Eucharistiefeier erinnerten Christen an Jesu letztes Abendmahl im Kreise seiner Jünger. Doch während Protestanten vom Abendmahl sprächen und dabei den Aspekt des Mahls betonten, sei bei Katholiken lange Zeit vom Messopfer die Rede gewesen. Wenn dann auch noch, wie in vielen katholischen Gemeinden üblich, nur eine Hostie ausgegeben und auf Wein für die Gläubigen gänzlich verzichtet werde, verbiete es sich eigentlich auch von einem „Mahl“ zu sprechen.

religion.ORF.at/KAP