Evangelikale: Differenzen über Papst-Vergebungsbitte

Der historische Besuch von Papst Franziskus am 28. Juli in der evangelikal-pfingstkirchlichen Gemeinde in Caserta (Italien) wird von vielen Evangelikalen gewürdigt, doch gibt es auch Stimmen, die die Bedeutung relativieren.

Dazu gehört der Präses des deutschen Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Johannes Justus (Hannover). Justus sagte am Mittwoch gegenüber dem Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea), zwar verdiene die Bitte Franziskus’ um Vergebung Respekt, allerdings seien weder der Pastor von Caserta, Giovanni Traettino, noch andere Anwesende der Begegnung offizielle Vertreter der weltweiten Pfingstbewegung. Aus diesem Grund spiegelten sie mit ihren Reaktionen auf die Schritte des Papstes auch nicht die Haltung der Pfingstler insgesamt wider.

Keine „weltweite Pfingstbewegung“

Dazu komme, dass es eine weltweite Pfingstbewegung nicht gebe. Vielmehr müsse man von vielen pfingstkirchlichen und charismatischen Strömungen sprechen, die in Lehrauffassungen und Frömmigkeitsstilen teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägt seien, erläuterte Justus. Auch aus diesem Grund seien Themen rund um die Ökumene oder die römisch-katholische Kirche unter Pfingstlern immer Anlass zu Diskussionen.

Justus wörtlich: „So richtig und gut ich den Dialog mit anderen Kirchen finde, kann und darf er aus meiner Sicht nicht dazu dienen, die Vereinigung aller Kirchen anzustreben und damit organisatorische und theologische Unterschiede aufzuheben.“ Ein authentischer Dialog lebe von den Differenzen, die einander in gegenseitiger Wertschätzung vorgetragen werden. Dabei sollten aber keine Fronten aufgebaut oder Kampfbegriffe verwendet werden.

Besuch von Papst „Wendepunkt“

Pastor Traettino hatte zuvor idea gegenüber erklärt, der Besuch von Papst Franziskus in seiner Versöhnungsgemeinde markiere einen Wendepunkt im Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zur Pfingstbewegung. Bei dem historischen Besuch am 28. Juli hatte Franziskus in einem Gottesdienst um Vergebung gebeten für die Fehler, die Katholiken der Pfingstbewegung gegenüber begangen haben.

Der Vatikan hatte daraufhin betont, dass es sich um ein „strikt privates Treffen“ gehandelt habe. Für Traettino relativiert das die Entschuldigung nicht. „Schließlich hat der Papst höchstpersönlich öffentlich um Vergebung gebeten“, sagte er gegenüber idea.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: