China will eigene christliche Theologie entwickeln

China will seine eigene Version des Christentums entwickeln. Die christliche Theologie müsse mit Chinas sozialistischem Weg kompatibel werden, sagte der Direktor der staatlichen Religionsbehörde.

„Die Entwicklung der christlichen Theologie muss Chinas nationalen Bedingungen Rechnung tragen und mit Chinas Kultur zusammenpassen“, zitierten mehrere Staatsmedien am Donnerstag den Direktor von Chinas Behörde für Religionsangelegenheiten, Wang Zuoan.

Er verwies darauf, dass bereits im vergangenen Jahr eine fünfjährige Kampagne angestoßen worden sei, christliche Theologie in China zu verbreiten. Dabei gehe es nicht um das Missionieren, sondern darum, „positives und richtiges theologisches Denken“ zu unterstützen, schrieben Staatsmedien.

Großer Zulauf vor allem bei Protestanten

Immer mehr Menschen bekennen sich in China zum christlichen Glauben. Besonders protestantische Religionsgemeinschaften registrierten einen großen Zulauf. Behörden schätzen die Zahl der Protestanten im Land auf 23 bis 40 Millionen Menschen. Jedes Jahr lassen sich demnach rund 500.000 Menschen taufen.

Die Zahlen geben aber nur die Mitglieder der Staatskirche wieder. Denn die chinesischen Kirchen sind gespalten. Die staatlich garantierte Religionsfreiheit ist weiterhin eingeschränkt. Peking schreibt etwa vor, dass sich Protestanten in der sogenannten Drei-Selbst-Patriotischen-Kirche und Katholiken in der Katholisch-Patriotischen Vereinigung registrieren müssen. Wer die Staatskirchen ablehnt, dem bleiben nur geheime Hausgemeinden und der Untergrund.

Chinesin betet in Kirche

Reuters/Aly Song

Die Kirchen Chinas sind in regimetreue und Untergrundgemeinden gespalten

Seit Jahresbeginn zahlreiche Kirchen abgerissen

Die Situation der Christen in China hatte sich in den vergangenen Jahren zunächst verbessert. Das christliche Hilfswerk Open Doors bescheinigte Peking zum Jahreswechsel Fortschritte für die geschätzt rund 80 Millionen Christen im Land. „Die kommunistische Regierung kontrolliert wie in der Vergangenheit auch weiterhin alle religiösen Aktivitäten“, stellte die Organisation in ihrem Jahresbericht jedoch auch fest. „In jüngeren Jahren hat sie ihre strenge Kontrolle der christlichen Aktivitäten etwas gelockert, trotzdem stehen die Christen jederzeit unter genauer Beobachtung.“

Seit dem Frühling verschärfen sich Spannungen zwischen Behörden und Gläubigen. In der wohlhabenden Küstenprovinz Zhejiang in der Nähe von Shanghai ordneten Ordnungsämter den Abriss oder Umbau von mehr als 100 Kirchen an.

Bei den meisten Gotteshäusern handelte es sich nicht um Gebäude der Untergrundgemeinden, sondern um ursprünglich von den Behörden genehmigte Gebetshäuser der Staatskirchen. Bei manchen Gotteshäusern konnten Gläubige die Abrissteams aufhalten. Andere Kirchen sind bereits zerstört worden. Zuletzt hatte der Bischof der katholischen Diözese Wenzhou, Vincent Zhu Waifang, das Vorgehen der Regierung als christenfeindliche „Kampagne“ beklagt - mehr dazu in China: Bischof beklagt Kampagne gegen Kirchen.

Spekulationen über Annäherung gegenüber Vatikan

Diese jüngsten Ereignisse könnten eine Annäherung zwischen Chinas Staatsführung und dem Vatikan zunichtemachen. Seit Monaten war über mögliche Gespräche zwischen beiden Seiten spekuliert worden. 1951 hatten die Kommunisten in China die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen.

Schon Papst Benedikt XVI. hatte versucht, auf die chinesische Führung zuzugehen. Allerdings war schon die erste Annäherung zwischen Rom und Peking 2010 unter anderem an Konflikten über die Ernennung von Bischöfen gescheitert. Sein Nachfolger Papst Franziskus hat nun die „Priorität Asien“ ausgerufen und bereits zwei Reisen in die Region angekündigt: In der kommenden Woche nach Südkorea und im Jänner 2015 nach Sri Lanka und auf die Philippinen.

religion.ORF.at/APA/dpa