Befreiungstheologe Cardenal verzichtet auf Priesteramt

Der ehemalige nicaraguanische Kultusminister und Befreiungstheologe Ernesto Cardenal (89) will Papst Fraziskus nicht um eine Wiederzulassung zum Priesterdienst bitten.

„Mein Priesteramt ist von anderer Art, deshalb ist es nicht nötig, die Aufhebung der Sanktion zu betreiben“, sagte Cardenal der nicaraguanischen Zeitung „La Prensa“ (Onlineausgabe Donnerstag). Am Montag hatte der Vatikan bekanntgegeben, dass das Verbot der Ausübung des Priesteramts für den früheren nicaraguanischen Außenminister Miguel d’Escoto (81) aufgehoben ist - mehr dazu in Papst rehabilitiert Nicaraguas Ex-Außenminister.

Befreiungstheologe Ernesto Cardenal

APA/Helmut Fohringer

Befreiungstheologe Ernesto Cardenal

D’Escoto hatte mit den Brüdern Fernando und Ernesto Cardenal, die alle der Befreiungstheologie nahestehen, von 1979 an Ministerämter in der Sandinistenregierung von Daniel Ortega übernommen. Dafür wurden sie 1985 von ihren priesterlichen Funktionen suspendiert.

Suspendierung „völlig ungerecht“

Nach dem Kirchenrecht dürfen Priester keine politischen, erst recht keine parteipolitischen Ämter ausüben. D’Escoto hatte an Papst Franziskus geschrieben, er wolle vor seinem Tod noch einmal Eucharistie feiern dürfen.

Cardenal hatte erst im Juli in einem Interview seine Suspendierung als „völlig ungerecht“ bezeichnet. Er habe für sein Ministeramt seinerzeit die Genehmigung der Nicaraguanischen Bischofskonferenz erhalten. Das habe auch Johannes Paul II. (1978 bis 2005) gewusst. „Er war Feind jeglicher Revolution und wollte nicht, dass Priester an einer solchen Regierung teilnehmen“, so Cardenal. Später habe der Papst seine Handlungsweise bereut.

Zugleich äußerte Cardenal Sympathien für den amtierenden Papst Franziskus: „Er ist dabei, die Dinge im Vatikan auf den Kopf zu stellen“, sagte er. „Nein, genauer ausgedrückt: Er stellt die Dinge, die verkehrt herum stehen, wieder auf die Füße.“

religion.ORF.at/KAP