Katholische Kirche unterstützt Militäreinsatz gegen IS

Die katholische Kirche unterstützt einen militärischen Einsatz der Westmächte zum Schutz der verfolgten Christen und Jesiden im Gebiet, das von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beherrscht wird.

Die Bischöfe Europas plädieren dabei für einen Einsatz im Rahmen eines UNO-Beschlusses. Am Dienstagabend reiste der päpstliche Sonderbotschafter für den Irak, Kardinal Fernando Filoni, nach Bagdad und in die kurdische Region, wie die italienische katholische Nachrichtenagentur SIR mitteilte. Der Präfekt der Missionskongregation diente von 2001 bis 2006 als Vatikan-Botschafter in Bagdad und gilt als einer der besten Kenner des Landes in der römischen Kirchenzentrale.

Am Sonntag war Filoni mit Papst Franziskus zusammengetroffen, um Anweisungen für die Reise entgegenzunehmen - mehr dazu in Kardinal: Papst wäre „am liebsten selbst“ in Irak gereist. Franziskus rief indes in einem Brief an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon dazu auf, die Gewalt gegen verfolgte Minderheiten im Nordirak zu stoppen.

„Dringender Appell“ des Papstes an UNO

„Ich erneuere meinen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft zu handeln, um die gegenwärtige humanitäre Katastrophe zu beenden“, so das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem Schreiben, das vom Samstag stammt und am Mittwoch vom Vatikan veröffentlicht wurde. „Die Welle der brutalen Angriffe im Nordirak muss die Gewissen aller (...) wachrütteln und sie zu konkreten solidarischen Handlungen bewegen.“

Papst Franziskus und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon

APA/ANSA/Osservatore Romano Handout

Papst Franziskus und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bei einem Treffen im Mai 2014

Den Betroffenen müsse die dringend notwendige Hilfe gewährt und eine sichere Heimkehr garantiert werden, forderte Franziskus. Die internationale Gemeinschaft müsse ihr Möglichstes tun, „um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu stoppen“. Der 77 Jahre alte Argentinier erklärt in dem Schreiben, er habe die Ereignisse mit „schwerem Herzen“ verfolgt und wolle Ban nun „die Tränen, das Leiden und die innigen Verzweiflungsschreie der Christen und anderer religiöser Minderheiten vor Augen“ führen.

Filoni soll in Bagdad im Auftrag des Papstes politische Gespräche führen. Anschließend reist er in die Autonome Region Kurdistan, wo Zehntausende Christen aus dem Gebiet um Mossul Schutz vor der IS-Terrormiliz gesucht haben. Zudem hat Filoni den Auftrag, mit den örtlichen Bischöfen über konkrete Hilfsmaßnahmen und die Zukunft der Christen im Irak zu beraten.

„Akte der Brutalität stoppen“

Die Vorsitzenden der Bischofkonferenzen Europa wandten sich unterdessen an den turnusmäßigen Vorsitzenden des UNO-Sicherheitsrates, den Briten Sir Mark Justin Lyall Grant, und appellierten, der Rat möge „Entscheidungen treffen, die jetzt notwendig sind, um diese Akte der Brutalität zu stoppen“. Tausende müssten sterben oder würden getötet, Tausende seien gezwungen, wegen ihrer Religionszugehörigkeit ihre Häuser zu verlassen.

In dem Schreiben der Bischöfe, das von den Mitgliedern des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und vom Vorsitzenden des EU-Bischofsrates (ComECE), Kardinal Reinhard Marx, unterschrieben ist, wird der Einsatz „jedes möglichen legitimen Mittels“ verlangt, um die „Tragödie“ im Irak zu stoppen. Die Bischöfe fordern auch verstärkte humanitäre Hilfe und erinnern an den diesbezüglichen Appell von Papst Franziskus.

Schick: „Wir brauchen dort nicht mehr Waffen“

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Ludwig Schick, sprach sich gegen deutsche Waffenlieferungen in den Irak. Für richtig halte er es, dass die Bundesregierung nicht tödliche Rüstungsgüter in den Irak liefern will, sagte Schick am Mittwoch im Sender Deutschlandradio-Kultur. „Wir brauchen dort nicht mehr Waffen, sondern weniger Waffen“, sagte er. Es gebe bisher keine eindeutige Stellungnahme der deutschen Bundesregierung, wonach sie von ihrem Grundsatz abrücken wolle, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern.

Den Einsatz der USA begrüßte der Erzbischof indes. „Was die Amerikaner machen - nämlich die IS-Truppen zu stoppen, auch mit Waffengewalt -, das halte ich für richtig.“ Sie seien auch in einer Pflicht, stammten doch viele Waffen der Extremisten aus Amerika.

Zudem forderte Schick mehr EU-Engagement im Kampf gegen IS. „Es gibt sicher die Pflicht, mehr zu tun“, sagte Schick. Zum einen müssten die Terrormilizen entwaffnet werden - was die Amerikaner auch mit Luftangriffen versuchten. Zum anderen müsse alles getan werden, um jene islamischen Staaten und Organisationen zusammenzuführen, die sich gegen die Extremisten stellten. Auch die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge im Nordirak müsse verstärkt werden. Darüber hinaus forderte Schick, mehr syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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