Caritas kritisiert Italien für Einstellung von „Mare Nostrum“

Die italienische Caritas hat die von der Regierung in Rom angekündigte Einstellung der Rettungsaktion „Mare Nostrum“ für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer kritisiert.

„Wir können nicht zum früheren Zustand zurück“, sagte Caritas-Vize-Direktor Francesco Marsico laut einem Bericht der Tageszeitung „Avvenire“ (Sonntag). Es müsse eine „wirksame Fortsetzung“ der Rettungseinsätze gewährleistet sein. Zugleich äußerte sich Marsico skeptisch zu der Forderung Italiens, die europäische Grenzschutzagentur Frontex mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Bootsflüchtlinge in Palermo

APA/EPA/MIKE PALAZZOTTO

Flüchtlinge im Hafen von Palermo

Am Freitag hatte Innenminister Angelo Alfano für Oktober die Einstellung der Rettungsaktion nach einem Jahr angekündigt. Nach dem Willen der italienischen Regierung soll die EU künftig die Verantwortung für die Grenze im Mittelmeer übernehmen. Deren Grenzschutzagentur Frontex müsse an die Stelle von „Mare Nostrum“ treten, so Alfano. Die Rettungsaktion „Mare Nostrum“ war im Oktober 2013 nach zwei verheerenden Bootsunglücken ins Leben gerufen worden, bei denen mehr als 300 Flüchtlinge ums Leben kamen.

Koordinierter Einsatz aller Rettungskräfte

Durch den koordinierten Einsatz von Marine, Küstenwache und Rettungskräften wurden nach offiziellen Angaben seit Beginn von „Mare Nostrum“ mehr als 70.000 Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer aufgegriffen und sicher ans Festland verbracht. Die Zahl der registrierten Todesopfer ist seitdem laut einer Statistik der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio deutlich zurückgegangen.

Dennoch stand „Mare Nostrum“ angesichts eines Höchststands von mehr als 100.000 Bootsflüchtlingen seit Jahresbeginn und den Kosten von monatlich neun Millionen Euro seit längerem in der Kritik. Die italienische Marine beteiligt sich mit fünf Schiffen, zwei Hubschraubern und einem Aufklärungsflugzeug an der Operation.

religion.ORF.at/KAP

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