Großbritannien: Kirchen-Kritik an Nahost-Politik

Ungewöhnlich deutlich hat die anglikanische Staatskirche von England die Nahost-Politik der britischen Regierung kritisiert. Besonders beklagen die Bischöfe das „wachsende Schweigen“ von Politik und Medien.

Wie die US-Regierung scheine auch Großbritannien nur zu reagieren, statt selbst zu handeln, heißt es in einem Brief des Bischofs von Leeds, Nicholas Baines, an Premierminister David Cameron, aus dem die Sonntagszeitung „The Observer“ zitiert.

Eine Strategie angesichts der humanitären Lage und angesichts der Gräueltaten der islamistischen Terrormilizen im Irak und in Syrien sei nicht zu erkennen. Nach Angaben der Zeitung hat auch der anglikanische Primas Justin Welby zu der Abfassung des Briefes beigetragen.

„Wachsendes Schweigen“ von Politik und Medien

Besonders beklagen die Bischöfe das „wachsende Schweigen“ von Politik und Medien über die Vertreibung und Verfolgung Zehntausender Christen. Sie schienen „aus dem Bewusstsein geraten zu sein“, so Baines. Der Fokus der Berichterstattung liege derzeit ausschließlich auf dem ebenfalls schlimmen Schicksal der Jesiden.

„Hat Ihre Regierung eine schlüssige Antwort auf den Ruf dieser riesigen Zahl von Christen, der offenbar weniger gehört wird als der von anderen? Oder reagieren wir nur auf die jeweils lauteste mediale Stimme?“ Die französische und die deutsche Regierung hätten bereits Zusagen gemacht, erinnerte der Bischof und fragte, ob es auch vonseiten Großbritanniens Absichten gebe, irakischen Flüchtlingen Asyl anzubieten.

Cameron veröffentlichte unterdessen in der Zeitung „Sunday Telegraph“ einen Gastbeitrag über die Bedrohung der modernen Gesellschaft und die Krise im Nahen Osten. Es handele sich weder um einen „Krieg gegen den Terrorismus“ noch um einen „Krieg zwischen den Religionen“. Es gehe vielmehr um ein „Ringen um Anstand, Toleranz und Mäßigung in einer modernen Welt“ und um den „Kampf gegen eine vergiftende Ideologie, die von den Führern aller Religionen verurteilt wird“, von Christen, Juden und Muslimen.

Prime Minister David Cameron

APA/EPA/ANDY RAIN

Prime Minister David Cameron

Man sei Zeuge eines Kampfes zwischen dem Islam einerseits und Extremisten, die den Islam für ihre Ideen missbrauchten, so der Premierminister. Diese Bedrohung könne nicht einfach durch Luftschläge beseitigt werden. Es brauche vielmehr eine „harte, intelligente und langfristige Strategie, die die terroristische Bedrohung an der Quelle angeht“.

religion.ORF.at/KAP

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