Papst hält militärisches Eingreifen im Irak für „legitim“

Papst Franziskus hält ein militärisches Eingreifen im Irak unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt. Einen „ungerechten Aggressor“ aufzuhalten sei „legitim“, sagte der Papst.

„Ich benutze bewusst das Wort stoppen, ich spreche nicht von Bombardieren oder Kriegführen“, betonte der Papst. Auf die Frage, ob er selbst in den Irak reisen würde, sagte er: „Ja, ich bin bereit.“

Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz

APA/EPA/DANIEL DAL ZENNARO

Papst Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz

„Den ungerechten Aggressor zu stoppen, ist legitim“, sagte der Papst. Jedoch müssten die Mittel abgewogen werden. In der Vergangenheit hätten sich Staaten unter dem Vorwand, einem Angreifer Einhalt zu gebieten, in die Angelegenheiten anderer Länder eingemischt und selbst einen Eroberungskrieg geführt. Franziskus forderte ein international abgestimmtes Vorgehen. Ein einzelner Staat könne eine solche Entscheidung nicht treffen.

„Nicht alle sind Christen, aber alle sind gleich vor Gott“

Im Irak gehe es nicht nur um bedrängte Christen. „Es ist wahr, sie leiden“, sagte der Papst. „Aber hier geht es um Männer und Frauen, um religiöse Minderheiten. Nicht alle sind Christen. Aber alle sind gleich vor Gott.“

Er selbst habe die Lage im Irak und die Probleme bei der Aufnahme von Flüchtlingen in einer persönlichen Begegnung mit dem Gouverneur von Kurdistan erörtert, sagte Franziskus. Daraufhin habe er sich in einem Schreiben an die Regierungen der beim Heiligen Stuhl vertretenen Staaten sowie an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon gewandt und schließlich Kardinal Fernando Filoni als Sondergesandten in den Irak geschickt.

Papst ist bereit

Schließlich habe er auch eine persönliche Reise in den Irak im Anschluss an die Südkorea-Reise in Erwägung gezogen. Im Augenblick sei dies „vielleicht nicht die beste Sache, die man machen kann“, sagte Franziskus, „aber ich bin bereit.“

Montagfrüh hat Papst Franziskus bei einer Messe in Seoul spontan für seinen Sondergesandten Filoni gebetet. Dabei erinnerte er an „die Verfolgten und alle religiösen Minderheiten, die in diesem Land leiden“. Filoni, Präfekt der vatikanischen Missionskongregation und erfahrener Nahost-Diplomat, hält sich seit vergangener Woche im Nordirak auf, um auf eine Lösung für die bedrängten Minderheiten hinzuarbeiten.

Unter anderem traf er mit dem Präsidenten der Kurdenregion, Masud Barzani, sowie anderen Politikern und Kirchenführern zusammen. Vor seiner Entsendung hatte Filoni von Franziskus Anweisungen für die Reise entgegengenommen. Anschließend sagte er, der Papst wäre „am liebsten selbst gefahren“.

Der Irak gehört zu den wenigen größeren Ländern, die selbst von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) nicht besucht wurden. Dieser hatte bei 104 Auslandsreisen 127 Länder betreten.

Entwurf der Umwelt-Enzyklika liegt vor

Bei der „fliegenden Pressekonferenz“ wurde der Papst von den mitreisenden Journalisten auch zum Stand der Arbeiten an der geplanten Umwelt-Enzyklika befragt.

Ein erster Entwurf liege vor, berichtete Franziskus. Allerdings werde die Endfassung wohl deutlich kürzer werden als dieser Entwurf. Franziskus hatte den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kurienkardinal Peter Turkson, gebeten, die zu diesem Thema eingegangenen Vorschläge und Entwürfe zusammenzustellen. Der bisherige Umfang sei jedoch um ein Drittel länger als sein Lehrschreiben „Evangelii gaudium“, so Franziskus.

Es bestehe das grundsätzliche Problem, dass man über die Ökologie „nur bis zu einem bestimmten Punkt mit einer gewissen Sicherheit sprechen“ könne, führte der Papst aus. Danach begebe man sich in den Bereich wissenschaftlicher Hypothesen. Einige seien sehr gesichert, andere weniger. „In einer Enzyklika mit lehramtlichem Charakter kann man nur mit den sicheren Fakten vorgehen“, so Franziskus. Der Text müsse noch gründlich überarbeitet werden. Zu einem möglichen Erscheinungstermin äußerte sich der Papst nicht.

religion.ORF.at/KAP

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