TKG: Dschihadisten missbrauchen Islam

Angesichts der Lage im Irak hat die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) das Vorgehen der Dschihadistenmiliz IS scharf kritisiert und eine Distanzierung aller muslimischen Glaubensgemeinschaften gefordert.

Die IS (Islamischer Staat) würde die Religion „missbrauchen und gar nichts mit dem wahren Islam“ zu tun haben, erklärte der Verein am Dienstag via Aussendung. Die TKG fordert eine Distanzierung aller muslimischen Glaubensgemeinschaften von der IS. Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft bezeichnete das Vorgehen der IS als „Barbarei“.

Werte des Islams „zunichtegemacht“

Im Irak würden alle Werte des Islams „zunichtegemacht“, daher müssten insbesondere Muslime im Namen der Religion gegen den „Terror“ aufstehen, so die TKG-Generalsekretärin Melissa Günes. Die Gesellschaft müsse sehen, dass die „hier wohnenden Muslime mit solchen Mördern, die ihren Glauben Islam missbrauchen, nichts zu tun haben, ganz im Gegenteil. Viele fragen sich berechtigter Weise, warum die muslimischen Vertreter aus Österreich sich nicht scharf genug gegen die Terrormiliz abgrenzen und sich nicht von dieser distanzieren.“, betonte Günes. Die alten Feindschaften zwischen den Konfessionen müssten überwunden werden.

Das Wort ‚Islam‘ bestehe aus den Wörtern ‚Selam‘ und ‚Silm‘. Das Wort ‚Selam‘ bedeute Friede, Glück, Wolhbefinden und Vetrauen, welche die Rahmenbedingungen des Glaubens beschreiben, die jeder Muslim verpflichtet sei zu schaffen, so Günes.

ILMÖ: Völkermord stoppen

Auch die „Initiative Liberaler Muslime Österreich“ (ILMÖ) hat das Vorgehen der sunnitischen Terrororganisation Islamischer Staat (IS, früher ISIS) im Irak scharf verurteilt. ILMÖ-Präsident Amer al-Bayati (Albayati) rief am Dienstag in einer Aussendung die Weltgemeinschaft auf, den Völkermord an Christen, Jesiden und anderen Minderheiten zu stoppen.

Bald könnte auch der Westen „unter IS-Terror leiden“, konstatierte Al-Bayati. Denn die Extremistengruppe habe viele Sympathisanten weltweit, auch in Europa und auch in Österreich.

Als „Barbarei“ und „völlig verrückt“ hatte vergangene Woche der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) das Vorgehen der sunnitischen Dschihadistenmiliz bezeichnet. Sie würden gegen religiöse Minderheiten im Nordirak ebenso vorgehen wie gegen Muslime, so Sanac. Klar sei jedenfalls, dass das Töten anderer Menschen - egal ob Muslime, Christen oder Jesiden - eindeutig gegen muslimische Glaubensgrundsätze verstoße. „Wir sind alle Brüder, keiner kann Menschen richten, richten kann nur Gott“, erklärte Sanac gegenüber der APA.

1,2 Millionen Menschen im Irak auf der Flucht

Laut UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, sind bereits 1,2 Millionen Menschen innerhalb des Irak auf der Flucht. „Die Verfolgung von Zivilisten aufgrund ihrer Religion oder Volkszugehörigkeit ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, so Caritas-Präsident Michael Landau dazu in einer Aussendung vom Montag.

Papst Franziskus hält unterdessen ein militärisches Eingreifen im Irak unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt. Einen „ungerechten Aggressor“ aufzuhalten sei „legitim“, sagte der Papst. „Ich benutze bewusst das Wort stoppen, ich spreche nicht von Bombardieren oder Kriegführen“, betonte der Papst. Auf die Frage, ob er selbst in den Irak reisen würde, sagte er: „Ja, ich bin bereit.“

religion.ORF.at/APA

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