Religiöse Minderheiten in vielen Ländern verfolgt

Die massiven Attacken der irakischen IS-Miliz gegen Angehörige religiöser Minderheiten haben sie wieder in den Fokus der internationalen Medien gerückt: Die religiöse Verfolgung in der Welt.

Besonders betroffen sind davon im internationalen Vergleich Konvertiten vom Islam zum Christentum sowie Angehörige von Kleinreligionen wie Jesiden und Bahai. Sowohl die staatliche US-Kommission zur internationalen Religionsfreiheit (USCIRF) als auch die internationale christliche Nichtregierungsorganisation Open Doors nennen als Schwerpunktländer der religiösen Verfolgung die islamischen Länder Zentralasiens, Ostafrikas und der Arabischen Halbinsel, wobei manche Staaten der letzteren Region wiederum ausländischen Christen gegenüber relativ tolerant sind, sowie die repressiven politischen Regimes Ostasiens.

Diskriminierung in vielerlei Gestalt

Religiöse Verfolgung kann verschiedene Gestalten annehmen: Während in manchen islamischen Ländern wie Saudi-Arabien, Somalia oder, weniger bekannt, dem Urlauberparadies Malediven jegliche öffentliche Religionsausübung außer dem Islam verboten ist, unterscheiden viele islamische Staaten wie Ägypten oder der Iran zwischen „akzeptierten“ und nicht-akzeptierten religiösen Minderheiten.

Ein Muslim in Myanmar blickt durch ein Fenster mit Draht in eine Moschee

Reuters/Damir Sagolj

In Myanmar gibt es immer wider Restriktionen gegen Muslime

Zu Ersteren gehören insbesondere die Angehörigen der „traditionellen“ katholischen, orthodoxen und orientalischen christlichen Kirchen, die Juden und im Iran die Anhänger des Zoroastrismus. Während diese im Alltag meist nicht akut bedroht werden, sieht die Situation für Konvertiten vom Islam zu Christentum und für Vertreter protestantischer Freikirchen anders aus.

Todesstrafe für Abfall vom Glauben

In einer schwierigen Situation sind auch die Bahai, die sich historisch vom schiitischen Islam abgespalten haben, mittlerweile aber als eine eigenständige Religionsgemeinschaft gelten. Sie werden in manchen Ländern, insbesondere im Iran, ebenfalls als quasi Apostaten (vom Glauben Abgefallene) betrachtet.

Auf die Apostasie vom Islam steht in manchen dieser Länder die Todesstrafe. Doch selbst wenn der Staat selbst nicht von sich aus die „Apostaten“ verfolgt, müssen Konvertiten etwa in Ländern wie Somalia und Afghanistan mit gewalttätiger Drangsalierung oder sogar Ermordung durch ihre eigenen Familien- oder Clanmitglieder rechnen.

Verfolgungen auch innerhalb des Islams

Doch auch Muslime bleiben in manchen Gebieten der Welt nicht vor Verfolgung verschont. Das betrifft einerseits Übergriffe gegen Muslime in nicht-islamischen Staaten wie dem mehrheitlich buddhistischen Burma und dem überwiegend hinduistischen Indien.

In den Sand gesteckte Fotos von im Iran inhaftierten Bahai

Reuters/Ricardo Moraes

Fotos von im Iran inhaftieren Anhängern der Bahai

Selbst in islamischen Ländern werden Muslime Opfer von Verfolgung, wenn ihre Richtung des Islam nicht der Mehrheitsbevölkerung im jeweiligen Staat entspricht. Besonders schwer ist ihre Situation in jenen islamischen Ländern und Regionen, wo wahhabitische Regimes an der Macht sind.

Diese extrem traditionalistische Richtung des sunnitischen Islams wird etwa von IS im Irak und Syrien, Boko Haram in Nigeria sowie der Al-Shabab-Miliz in Somalia vertreten, ist aber auch etwa in Saudi-Arabien Staatsreligion. Sie verbietet nicht nur die Religionsausübung von allen Nichtmuslimen und Schiiten, sondern bekämpft auch massiv manche traditionelle Formen des sunnitischen Islams wie den mystischen Sufismus oder die volkstümliche Verehrung islamischer Heiliger.

Totale Kontrolle religiöser Aktivitäten

In den repressiven Regimes Ostasiens wie China, Vietnam, Myanmar (Burma) oder Nordkorea ist es wiederum vor allem das Bestreben des Staates, alle religiösen Aktivitäten zu kontrollieren, die es religiösen Gruppierungen schwer machen.

Gerade dezentral organisierte Bewegungen wie freikirchliche christliche Hauskreise oder die chinesische Meditationsbewegung Falun Gong geraten da schnell in den Verdacht „staatsfeindlicher Umtriebe“. Ebenso erging es vor allem in früheren Jahrzehnten den „von einem ausländischen Staatsoberhaupt“, dem Papst, „kontrollierten“ Katholiken. In manchen dieser Länder wie China oder Nordkorea gibt es daher für bestimmte „anerkannte“ Religionsgruppen vom Staat organisierte und kontrollierte Verbände, in derer Rahmen die Religionsausübung ausschließlich gestattet ist.

In China waren in den vergangenen Jahren allerdings deutliche Anzeichen der Verbesserung zu verzeichnen und zumindest unter den katholischen Christen begreifen sich die Angehörigen der „offiziellen“ und der „Untergrundkirche“ immer mehr als Einheit. Nordkorea gilt hingegen nach wie vor als eines der Länder der Welt mit der massivsten religiösen Unterdrückung - Open Doors führt das stalinistisch geprägte Regime gar auf Platz eins seines „Weltverfolgungsindex“.

religion.ORF.at/APA

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