Ständige Diakone wollen ihr Amt weiterentwickeln

Österreichs Ständige Diakone haben einen umfassenden Standortbestimmungsprozess gestartet, mit dem sie zur Weiterentwicklung ihres kirchlichen Dienstamts beitragen wollen.

Noch bis Mitte September läuft eine breit angelegte Umfrage, bei der die derzeit rund 700 österreichischen Diakone Erfahrungen und Zukunftsvisionen für den beim Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren neu belebten Diakonat schildern können. „Wie geht es den Diakonen, was sind ihre Visionen, welche Richtung soll das Diakonat nehmen, wo drückt der Schuh?“, fasst Franz Ferstl, Diakon in der Erzdiözese Wien und Sprecher der österreichweiten Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone, im Kathpress-Interview die zentralen Punkte der Diakonen-„Urabstimmung“ zusammen. Gefragt wird dabei etwa nach möglichen Lücken in der Diakonenausbildung oder ob ein Diakon auch entsprechend seiner kirchlich vorgesehenen Aufgaben eingesetzt ist.

Ehrenamtliche Diakone

„Wir wollen wissen, ist er wirklich im diakonalen Einsatz oder nur ‚Ersatzpriester‘, Ministrant oder Sozialarbeiter“, schildert Ferstl. 90 Prozent der Ständigen Diakone sind verheiratet, viele von ihnen arbeiten in einem Zivilberuf abseits der Kirche. Im Fokus der Umfrage stehen daher auch Fragen zur Verträglichkeit des ehrenamtlichen kirchlichen Dienst mit der Familie und dem Beruf.

Laut den Angaben ist mehr als ein Drittel der Diakone (243) in einem Zivilberuf außerhalb der Kirche tätig und übt das Diakonenamt parallel dazu aus. Gleiches gilt für weitere 134 Diakone mit einem kirchlichen Dienstgeber. 284 Diakone leisten ihren Dienst in der Pension.

Diakone bei der Prostratio, Niederwerfen bei der Weihe zum Diakon

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Diakone bei der Prostratio, Niederwerfen bei der Weihe zum Diakon

Rund 90 Prozent (585) der Ständigen Diakone sind verheiratet, weitere sechs Prozent (41) haben sich zum Zölibat verpflichtet, die anderen sind Witwer oder leben von ihren Ehepartnerinnen getrennt. Der Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass mehr als die Hälfte der Diakone (368) älter als 60 sind. Knapp ein Drittel (200) ist zwischen 50 und 65 Jahre alt, weitere 93 Diakone gehören der Altersgruppe der 35- bis 50-Jährigen an.

Ausbildungsdauer zum Diakon sechs Jahre

Für den Dienst als Ständiger Diakon kommt nur in Frage, wer sich bereits in Ehe und Familie, in Kirche und Berufswelt bewährt hat. Die umfassende Ausbildung zum Diakon dauert rund sechs Jahre und beinhaltet neben einer fundierten theologischen und pastoralen Ausbildung unter anderem auch zahlreiche Praktika in sozialen kirchlichen Einrichtungen. Bei verheirateten Männern, die bei der Weihe mindestens 35 Jahre alt sein müssen, muss auch die Ehefrau ihr Einverständnis zur Ausbildung und Weihe geben.

Die Antworten fließen in eine „Österreichische Standortbestimmung“ ein, die im November bei einem Treffen der Ausbildungsleiter und Sprecher der Ständigen Diakone erstellt wird. Sie soll Grundlage für ein Gespräch mit den Diözesanbischöfen über die Weiterentwicklung des Diakonats, eventuelle Verbesserungen in der Ausbildung und eine Adaptierung der geltenden österreichweiten Rahmenordnung für Diakone sein. Schlusspunkt des Prozesses ist die nächste Österreich-Tagung der Diakone im Oktober 2015.

Ein Diakon in jeder Pfarre

Ein Ziel ist dabei schon jetzt klar: Künftig soll es in jeder Pfarre einen Diakon geben. Allerdings nicht als „Ersatzpriester“, sondern als eigenständigen Dienst innerhalb des Pfarrteams, wie Ferstl auch mit Blick auf die in den Diözesen laufenden Pfarrstruktur-Reformen betont. „Der Diakon steht dafür, dass die soziale Seite, die Sorge um den einzelnen Menschen wachgehalten wird. Er ist das sichtbare Zeichen, dass die Kirche dem Menschen dienen soll“, erinnert er. Auch deswegen stehe der Diakon beim Gottesdienst am Altar.

„Wir gehören zum Ordo (sakramentales Weiheamt der Kirche, Anm.), sind aber ganz bewusst gegen jede Art von Klerikalismus“, so Ferstl. „Wir sind nicht die, die mit Gewändern herumgehen oder nur am Altar stehen, sondern wir wollen wirklich unsere diakonale Kompetenz einbringen. Das ist mir ein großes Anliegen, dass das auch von der Kirche noch mehr gesehen wird und auch das familiäre Geschenk des Diakonats geschätzt wird.“

Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils

Das Diakonat war vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als eigene und beständige hierarchische Stufe - wie es schon in der frühen Kirche üblich war - wiederhergestellt worden. Seit 1968 können auch verheiratete Männer in der katholischen Kirche zu „Ständigen Diakonen“ geweiht werden.

Tätig sind die Diakone in der Liturgie, der Verkündigung und im karitativen Bereich. Die meisten wirken ehrenamtlich in Pfarrgemeinden, etliche haben aber auch Aufgabenbereiche in der Krankenseelsorge, in der Altenpastoral, der Gefängnisseelsorge oder in Bildungshäusern übernommen. Dass der Diakonendienst heute in der Weltkirche immer stärker angenommen wird, hält Ferstl für „eines der größten Ergebnisse des Zweiten Vaticanums“. Die Vorstellungen, die mit dem Diakonat verbunden waren, würden „langsam Realität“.

Zahl der Diakone wächst

Weltweit gibt es heute mehr als 44.000 geweihte Diakone, und ihre Zahl wächst rasch an - auch in Österreich, wo aktuell 661 von ihnen in einer der zehn Diözesen aktiv sind, die meisten davon in der Erzdiözese Wien (177) und der Diözese Linz (114). Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden hierzulande mehr als 220 ständige Diakone neu geweiht, die Gesamtzahl ist um mehr als ein Drittel gestiegen. Und insgesamt 124 neue Bewerber bereiten sich derzeit auf den Dienst vor, wie aus einer in der jüngsten Ausgabe der Diakonen-Zeitschrift „Ruf!Zeichen“ veröffentlichten Statistik hervorgeht.

religion.ORF.at/KAP