Schweizer Polizist posthum für Judenrettung geehrt

Weil er tausenden Juden die Flucht vor den Nazis ermöglichte, ist ein Schweizer Polizist posthum rehabilitiert worden. „Paul Grüninger sollte uns allen ein Vorbild sein“, sagte der St. Gallener Justiz- und Polizeidirektor.

Im Beisein von Grüningers 92-jähriger Tochter Ruth Roduner wurde am Eingang des Hauptquartiers der Kantonspolizei eine Gedenktafel enthüllt. „Er rettete vor dem Zweiten Weltkrieg vielen verfolgten Menschen das Leben“, ist darauf zu lesen.

Hilfe durch gefälschte Papiere

Grüninger war von 1919 bis 1939 Kommandant der St. Galler Kantonspolizei. In den Jahren 1937 bis 1939 ermöglichte er bis zu 3000 Juden die Flucht in die Schweiz. Indem er das Datum ihrer Einreise fälschte, umging er die verschärften Einwanderungsvorschriften.

Die verschärften Vorschriften sahen vor, dass Flüchtlinge, die sich wie die Juden rassistischer und religiöser Verfolgung ausgesetzt sahen, nicht aufgenommen werden durften. Grüninger ignorierte dies und half den Flüchtlingen, in der Schweiz eine Unterkunft zu finden.

Verurteilung wegen Urkundenfälschung

Als die Fälschungen ans Licht kamen, wurde der Polizeikommandant entlassen. 1940 wurde er wegen Verletzung seiner Amtspflicht und Urkundenfälschung verurteilt. Bis zu seinem Tod lebte Grüninger in Armut. „Wir werden immer stolz auf ihn sein“, sagte seine Tochter während der Gedenkfeier am Freitag. Ihr Vater habe sein Handeln trotz der harten Konsequenzen für ihn und die Familie nie bereut.

Bereits in den 90er Jahren war Grüninger juristisch rehabilitiert worden. Erst jetzt wurde er aber offiziell von der Polizei geehrt. Gerechtigkeit widerfuhr ihm aber bereits zu Lebzeiten. Im Jahr 1970 erhielt Grüninger wegen seines Engagements für verfolgte Juden von Israel den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“.

religion.ORF.at/APA