Theologische Kurse: Apokalypse und „letzte Fragen“

Die Theologischen Kurse, eine Bildungseinrichtung der katholischen Kirche Österreichs, greifen im diesjährigen Wintersemester in Vorträgen, Workshops und Diskussionen Fragen rund um Tod und Weltuntergang auf.

Leiter Erhard Lesacher begründet diese Ausrichtung des theologischen Weiterbildungsprogramms in der eben erschienenen Ausgabe der Zeitschrift „theologie aktuell“ mit weltweit akuten Krisenherden, die den Eindruck einer „apokalyptischen Zeit“ erwecken. Zugleich gelte es der Jahre 1914 und 1939 zu gedenken, als „Kriege unvorstellbaren Ausmaßes“ begannen.

Im Oktober beginnen dazu österreichweit Spezialkurse. In Wien (Stephansplatz 3) stehen unter dem an Karl Kraus angelehnten Titel „Untergänge des Abendlandes“ am 17. und 18. Oktober Vorträge auf dem Programm, in denen die widersprüchliche geistige Stimmungslage in Wien vor Kriegsausbruch ebenso beleuchtet wird (Peter Pawlowsky) wie das Karl Kraus’sche Megadrama (Jakob Deibl) und der erste Antikriegsfilm der Filmgeschichte, „Im Westen nichts Neues“ (Otto Friedrich).

Erster Weltkrieg im Fokus

Das Zerbrechen der Allianz von Kirche und Staat zwischen 1914 und 1938 zeichnet der Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber nach; seine Grazer Kollegin Michaela Sohn-Kronthaler stellt „religiöse Kriegsdeutungen von 1914 bis 1945“ dar. Den „langsamen Abschied“ Europas vom Imperialismus und die Aufbrüche zur Demokratie schildert schließlich der Philosoph Johann Schelkshorn.

Einen typisch Wienerischen Zugang zum Thema Untergang und den damit verbundenen Klischees bietet der frühere ORF-Informationsintendant Johannes Kunz am 7. November mit Ausführungen unter dem Titel „Der Tod - ein Wiener?“.

„Letzte Dinge“ und die Apokalypse

„Letzte Dinge - letzte Fragen“ lautet das Leitwort auch bei Vorträgen in Linz. Der Theologe Andreas Telser widmet den von ihm geleiteten Studientag am 25. Oktober Stichworten wie „Immanenztrunkenheit“ oder „Jenseitsgeographie“. Jenseitsvorstellungen in vorbiblischen Kulturen stellt am 31. Jänner 2015 Peter Zeillinger von den Theologischen Kursen dar.

In Eisenstadt greift Oliver Achilles ein vor dem Hintergrund des islamistischen Terrors brisantes Thema auf: Er erklärt am 24. Jänner 2015, wie Gewalttexte der Bibel mit Aufforderungen wie „Du sollst sie der Vernichtung weihen“ heute zu verstehen sind.

Mit Wolfgang Beinert konnten die Theologischen Kurse einen deutschen Spitzentheologen für zwei Vorträge am 12. November in Wien (Stephansplatz 3) gewinnen: Um 18.30 Uhr spricht er über apokalyptische Vorstellungen im christlichen Fundamentalismus, bereits am Nachmittag um 15.00 Uhr zieht er unter dem Titel „Den sicheren Hafen verlassen“ eine Bilanz über das bisherige Pontifikat von Papst Franziskus.

„Glaubens-Basics“ in zwei Jahren

Der Semesterschwerpunkt ergänzt die Vermittlung von grundlegendem Glaubenswissen, die die Theologischen Kurse seit deren Gründung im Jahr 1940 auszeichnen: Der zweijährige Theologische Kurs beginnt Anfang Oktober, ein Informationsabend darüber findet am 9. September um 17.30 Uhr statt.

Der Kurs ist systematisch aufgebaut und orientiert sich an den Fächern des Theologiestudiums - mit dem Anspruch, „universitäre Theologie verständlich zu vermitteln“. Er kann als Fernkurs oder als Kurs in Wien belegt und mit Prüfungen abgeschlossen werden. Spezialkurse in ganz Österreich bieten darüber hinaus kompakten Einblick in verschiedene aktuelle Fragestellungen, die im Theologischen Kurs nicht in dieser Ausführlichkeit Platz haben.

religion.ORF.at/KAP

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