IGGiÖ sagt Extremisten den Kampf an

Meldungen über selbst ernannte „Gotteskrieger“ beherrschen derzeit das Bild des Islam. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) setzt daher verstärkt auf Aufklärungsarbeit und Prävention von Extremismus.

Der Präsident der IGGiÖ, Fuat Sanac, der kürzlich in einem Interview mit dem Magazin „profil“ seine Machtlosigkeit gegenüber wachsendem islamischem Extremismus zum Ausdruck brachte, startet nun eine Offensive. „Wir werden sowohl im Dialogbereich als auch mit internen Initiativen alles uns Mögliche tun, um das friedliche Miteinander und den Zusammenhalt zu stärken“, so Sanac am Dienstag in einer Presseaussendung.

„Mit großer Sorge beobachten wir, dass sich die entsetzlichen Verbrechen extremistischer Gruppen im Nahen Osten und in Afrika auf das Klima des Zusammenlebens auswirken. Ängste und Verunsicherung nehmen wir sehr ernst. Radikales Gedankengut und Gewaltbereitschaft wollen wir gemeinsam bekämpfen“, so Sanac weiter.

Bewusstseinsbildung gegen „Gehirnwäsche“

In Gesprächen mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Expertinnen und Experten will die IGGiÖ das Vorgehen nun gegen die Extremisierung gerade junger Muslime koordinieren. Mit speziellen Angeboten für islamische Religionslehrer sollen diese gestärkt werden. „Wissen gepaart mit einer Stärkung persönlicher und sozialer Kompetenzen kann immunisieren gegen extremistische und menschenverachtende Beeinflussung. Der islamische Religionsunterricht soll hier noch stärker auf den bisherigen positiven Erfahrungen aufbauen“, heißt es dazu in der Aussendung.

Fuad Sanac

APA/BMI/Alexander Tuma

Präsident der IGGiÖ: Fuat Sanac

Zusätzlich sollen islamische Religionslehrerinnen und -lehrer zu Kontaktpersonen ernannt werden, die bei Beobachtung von Auffälligkeiten direkt mit den Betroffenen ins Gespräch kommen, um sie vor „Gehirnwäsche“ zu bewahren. Jugendliche Freiwillige könnten darüber hinaus in Peergroups als Multiplikatoren wirken, lautet der Vorschlag der IGGiÖ.

Dialog mit Nicht-Muslimen

Zur Aufklärung von Nicht-Muslimen stellt die IGGiÖ Informationsmaterial zur Verfügung, das knapp und übersichtlich Basiswissen zum Islam bietet, auch zu den Schlagworten, die derzeit in aller Munde sind: Dschihad, Scharia und Kalifat. Geplant ist auch die Herausgabe einer Beratungsbroschüre zum Thema „Extremismus - Prävention und Bekämpfung“, die Jugendliche davon abhalten soll, in den Religionskrieg zu ziehen.

Auf ihrer Website übersetzt die IGGiÖ den Begriff Dschihad mit „sich bemühen, anstrengen, anspannen, einsetzen (mit aller Kraft), ermüden“. Die Anstrengung auf dem Weg Gottes wird als persönlicher Einsatz für das Gemeinwohl, Gerechtigkeit und als „Überwindung des inneren Schweinehunds“ bezeichnet. Allein zum Schutz vor Angriffen dürften in diesem Rahmen auch Waffen eingesetzt werden - und das nur auf Anweisung eines Staates, nicht einer Einzelperson, liest man auf der Website der IGGiÖ. Die Übersetzung des Begriffs Dschihad als „heiliger Krieg“ - wie sie oft zu lesen ist - weist die IGGiÖ zurück. „Eine wörtliche Rückübersetzung ergäbe Nonsens“, heißt es auf der Website.

Gemeinsame Predigten gegen Extremismus

Auch auf die Forderung vieler Nicht-Muslime nach einer noch deutlicheren Abgrenzung von Terrorismus und Extremismus will die IGGiÖ eingehen. In Zusammenarbeit mit muslimischen Vereinen sollen Aktionen wie die Ausrufung eines Freitags, an dem in Moscheen und Gebetsräumen in ganz Österreich gegen Extremismus und Terrorismus gepredigt wird, koordiniert werden.

Weiters sollen Fachsprachkurse für Imame und Seelsorgerinnen in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) organisiert werden, um die Dialogfähigkeit in deutscher Sprache zu stärken. Im Schulamt der IGGiÖ wurde eine Hotline eingerichtet, um Schülern eine Anlaufstelle zu bieten. Die IGGiÖ weist darauf hin, dass alle Angebote auf der ohnehin vorhandenen Arbeit aufbauen, die aber „öffentlich wenig wahrgenommen wird, vor allem, wenn die Schlagzeilen von den Extremisten bestimmt werden“.

religion.ORF.at

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