Kircheneinsturz in Lagos: Schlaglicht auf Megachurches
In dem Gebäude in der Küstenmetropole Lagos waren einheimische und ausländische Gäste der Synagogue Church of All Nations des populären, aber auch umstrittenen Fernseh- und „Wunder“-Predigers T. B. Joshua untergebracht. Derzeit ist die Rede von 62 Todesopfern. Nach Angaben von Rettungskräften war das Gebäude wohl durch den Bau zusätzlicher Stockwerke überlastet. Die Behörden warfen Joshua vor, das Ausmaß des Unglücks vertuscht zu haben. Das riesige Gelände der Synagogue Church of All Nations wird Berichten zufolge abgeschottet.
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Gottesdienste mit 200.000 Menschen
Als Megachurch („Riesenkirche“) gilt eine religiöse Gemeinde oder Gemeinschaft etwa ab einem durchschnittlichen wöchentlichen Gottesdienst- oder Veranstaltungsbesuch von 2.000 Menschen. Die derzeit größte Megachurch ist die Yoido Full Gospel Church in Seoul (Südkorea), die jeden Sonntag, verteilt auf sieben Gottesdienste, von über 200.000 Menschen besucht werden soll. In Sao Paulo wurde Ende Juli 2014 der größte Sakralbau Brasiliens eröffnet: ein Nachbau des Tempels Salomons, finanziert von der Universalen Kirche des Königreichs Gottes, einer Pfingstkirche - mehr dazu in Sao Paulo: „Salomons Tempel“ eingeweiht.
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Globaler Trend zu Megachurches
Besonders in den vergangenen beiden Jahrzehnten entwickelten sich, ausgehend von den USA, überall auf der Welt Megachurches. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es einige evangelikale „Riesenkirchen“, etwa das Gospel Forum der neocharismatischen Freikirche in Stuttgart-Feuerbach (Deutschland). Die meisten Megachurches sind Pfingst- oder evangelikale Kirchen. Typisch für die riesigen Gebetshallen sind ihre an Rockkonzerte erinnernden, technisch aufwendigen Licht- und Soundsysteme. Die als große Shows organisierten Messen werden zum Teil via Fernsehen übertragen, im Fall der Synagogue Church of All Nations etwa über den eigenen Sender Emmanuel TV.
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Joshua, dem unter anderem Schamanismus und Betrug vorgeworfen werden, schrieb am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter: „Harte Zeiten prüfen mich, aber zerstören mich nicht.“ Joshua, der nach eigenen und den Angaben von Anhägern wiederholt Wunder übte, zählt eine Reihe von Regierungschefs und Präsidenten zu seinen Anhängern, was ihm erheblichen politischen Einfluss verleiht.
religion.ORF.at/APA/AFP
Mehr dazu:
- Einsturz von Kirche wird zu Politskandal (news.ORF.at; 17.9.2014)