Theologin: Migration ist „Segen für die Menschheit“

Migration ist „ein Segen für die Menschheit“ und eröffnet neue Lernmöglichkeiten - gerade auch für Einheimische. Diese Überzeugung äußerte die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak.

Auch wenn gegenwärtig ein Erstarken der „Humanophobie“, erkennbar an Erscheinungen wie Islamophobie, Antisemitismus, Xenophobie und Rassismus, festzustellen sei, könnten Bürger und Bürgerinnen lernen, miteinander in Vielfalt und Verschiedenheit zu leben, so Polak beim jüngsten „Impuls-Tag“ der Katholischen Frauenbewegung im Curhaus Wien. Der Kampf um „strukturelle Anerkennung von Diversität“, verstanden als Vielfalt hinsichtlich Geschlecht, Bildung, Kultur und Religion, sei wichtig, so Polak. Denn: „Es ist normal, verschieden zu sein.“

Modell der „Convivenz“

Das Zusammenleben in Vielfalt und Verschiedenheit hält die Theologin für „die Schlüsselfrage des 21. Jahrhunderts“. Dabei greife Integration ebenso zu kurz wie Multikulturalismus; denn erstere münde allzu leicht in Assimilation, letztere wiederum führe zu einem bloßen Nebeneinander. Polak plädierte demgegenüber für „Convivenz“, für eine Form des Zusammenlebens, in der Leben geteilt wird und „einander im Alltag begleiten“ zu einem „wechselseitig voneinander lernen“ führt. Zu ergänzen wäre dies um „miteinander feiern als Verdichtung und Überstieg des Alltags“.

Regina Polak

ORF / Marcus Marschalek

Regina Polak

Die Kirche sei prädestiniert, Entwicklungen in diese Richtung zu fördern, meinte die Pastoraltheologin. Sie versteht Kirche als „Lerngemeinschaft“. Jesus selbst habe „gelernt“ - etwa im Gespräch mit der syro-phönizischen Frau, die seinen Blick auf Heilserwartung über das Volk Israel hinaus weitete. Letztlich sei - so Polak - auch der kirchliche Missionsauftrag „ein Lernauftrag“, der Katholizität in Weite, Vielfalt, Leben in Vielfalt und Verschiedenheit übersetzen solle.

Christen glaubten an einen Gott, der Vielfalt wünsche, sagte Polak weiter. Den „Turmbau zu Babel“ interpretierte sie als „Anerkennung von Pluralität“. Denn Gott verhindere das „angestrebte Einheits-Projekt, indem er Vielfalt wieder herstellt“.

religion.ORF.at/KAP