50 Jahre Diözese Innsbruck

Mit einem großen Diözesanfest in der Innsbrucker Innenstadt feiert die Diözese Innsbruck am Samstag ihr 50-jähriges Bestehen. Ein Ausdruck dafür, dass der Glaube eine freimachende Botschaft sei, so Bischof Scheuer.

Zum Auftakt versammelten sich Tausende Gläubige am Vormittag mit Diözesanbischof Manfred Scheuer zu einem Freiluft-Gottesdienst auf dem Platz vor dem Landestheater. Unter dem Festmotto „Halleluja!“ standen Interessierten im Anschluss bis zum Abend an mehreren Orten mehr als 85 Programmpunkte, darunter Konzerte, Vorträge, Kirchenführungen, Ausstellungen und Familienangebote kostenlos offen. Mehr als 125 Gruppen und Organisationen waren in der Vorbereitung des Diözesanfests beteiligt.

Festgottesdienst "50 Jahre Diözese Innsbruck"

ORF

Bischof Scheuer beim Festgottesdienst in Innsbruck

Das vielfältige Jubiläumsfest solle Ausdruck dafür sein, dass „der Glaube zuerst einmal eine frohe und freimachende Botschaft ist“, sagte der Diözesanbischof in seiner Predigt bei der Festmesse. Scheuer dankte all jenen, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten das Miteinander in Tirol und der Diözese „mit Herzblut“ mitgestaltet haben. Gleichzeitig solle man einem solchen „Tag der Freude und des Dankes“ nicht scheuen, auf Probleme und Baustellen hinzuschauen, so der Bischof: „Wir brauchen die Geschichte nicht zu verdrängen. Bei einem ‚Fest‘ darf das Ganze des Lebens zur Sprache kommen: Tod, Heil, Leid, Glück, Versagen, Verbindlichkeit, Gemeinschaft, Hoffnung, Liebe.“

Aktueller Zustand: Unvollkommen

Der aktuelle Zustand von Kirche und Gesellschaft sei „alles andere als vollkommen“, sagte Scheuer. Der Bischof verwies dazu unter anderem auf die weltweit tobende Konflikte und Kriege, die Not von Flüchtlingen, aber auch auf Probleme in Bildung und Pflege oder das Phänomen des Klimawandels. „Viele Menschen finden keinen Sinn in ihrem Leben, Vereinsamung und Depression quälen, der steigende Druck lähmt Einzelpersonen und Betriebe“, so der Bischof. Nicht wenige Menschen lebten zudem, „als ob es Gott nicht gäbe, in einem Alltagspragmatismus, der mehr oder weniger ohne Werte und auch ohne Religion auskommt“.

Scheuer erinnerte auch an das - ebenfalls vor genau 50 Jahren abgehaltene - Zweite Vatikanische Konzil (1962-65), das sich in das kirchliche Leben der Diözese Innsbruck „eingeschrieben“ habe und bei dem viel gewachsen sei, von dem man heute noch zehren könne. Die fünf Jahrzehnte seither stellten „aber keine reine Erfolgsgeschichte“ dar, fügte der Bischof hinzu: „Die Auseinandersetzungen und Konflikte seit den 70er Jahren haben ihre Spuren hinterlassen. Es waren auch Jahre mit Verletzungen und tiefen Enttäuschungen. Nicht wenige haben sich von der Kirche entfremdet.“ Festgottesdienst und Diözesanjubiläum seien daher auch Anlass, um für die Heilung der Verletzungen und um Versöhnung und Frieden zu beten.

Mit Blick auf die Lage der Kirche ermutigte Scheuer weiter zu arbeiten, man dürfe „sich nicht der Ernüchterung, der Entmutigung, dem Gejammer überlassen“. Bereitschaft zum Aufbruch und zur Erneuerung gehörten zu einem lebendigen Glauben stets dazu. „Wir feiern heute nicht uns selbst oder weil wir so gut sind. Unsere Aufgabe und unsere Sendung ist es zuallererst ‚Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen‘“, zitierte Scheuer den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Menschenwürde, Humanität und Gerechtigkeit

Auch Diözesen hätten wie alle kirchliche Strukturen „keinen Selbstzweck, sondern sollen helfen, dass die Kirche Zeichen der Gemeinschaft mit Gott und der Menschen untereinander, sein kann“, hob Scheuer hervor. „Als Kirche haben wir vom Ursprung her den Auftrag uns für Menschenwürde, Humanität, Gerechtigkeit und Gemeinwohl einzusetzen und die Selbstverpflichtung, dabei die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe auf den unterschiedlichen persönlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und globalen Ebenen zu konkretisieren.“

Bei der Festmesse konzelebrierten neben dem Salzburger Alterzbischof und früheren Innsbrucker Diözesanbischof Alois Kothgasser alle 16 Dekane der Diözese Innsbruck. Auch zahlreiche Verter anderer Religionsgemeinschaften sowie der Landespolitik nahmen teil.

Diözese 1964 gegründet

Die Diözese Innsbruck am 6. August 1964 zunächst als Diözese Innsbruck-Feldkirch gegründet. Erster Bischof war Paulus Rusch. Der damals administrativ noch eingebundene Bereich in Vorarlberg wurde 1968 als Diözese Feldkirch für das westlichste Bundesland gegründet und zugleich die Bezeichnung auf Diözese Innsbruck abgeändert.

Geografisch gesehen ist die Diözese Innsbruck - wie das Bundesland Tirol - ein zerrissenes Gebilde. Sie umfasst einerseits rund zwei Drittel des Gebietes von Nordtirol (vom Arlberg bis zur Ziller) und andererseits Osttirol. Beide Teile sind geografisch vollständig voneinander getrennt.

Im Gebiet der Diözese Innsbruck leben rund 400.000 Katholiken. Das sind knapp 80 Prozent der Bewohner. Die Zahl der Pfarren und Seelsorgestellen beträgt 286. Rund 20 Prozent der Katholiken feiern regelmäßig den Sonntagsgottesdienst mit. An den Hochfesten des Kirchenjahres sind die Kirchen oftmals überfüllt.

KAP

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