Franziskus: „Nein zum Götzenkult des Geldes“

Papst Franziskus ist am Sonntag zu einem Besuch in Albanien eingetroffen. Er hatte angekündigt, sich während der Reise für den Dialog der Religionen stark zu machen und fordert ein klares Nein zum Materialismus.

Bei seinem Angelus-Gebet am Ende der Messe im Zentrum Tiranas ermutigte Papst Franziskus die Jugendlichen in Albanien, ihr Leben auf Jesus zu bauen und nicht dem Materialismus zu verfallen. „Mit der Kraft des Evangeliums und dem Beispiel der Märtyrer könnt ihr Nein sagen zum Götzenkult des Geldes, Nein zur falschen individualistischen Freiheit, Nein zu Abhängigkeit und Gewalt“, sagte er. Die Jugendlichen sollten hingegen Ja sagen zur Kultur der Begegnung und der Solidarität. „So werdet ihr ein besseres Albanien und eine bessere Welt bauen“, rief der Papst.

Papst Franziskus in Albanien

APA/EPA/Telenews

Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Albanien am Flughafen von Tirana

Jesus verurteile die Menschen nicht für ihre Fehler, fordere sie aber zur Umkehr auf. Das albanische Volk, insbesondere Familien, Kinder und Alte vertraue er „Unserer Frau vom Guten Rat“ an, die im albanischen Marienheiligtum Scutari verehrt wird.

Video-on-Demand
in der ORF-TVthek

Papst Franziskus in Albanien

Die Achtung der Menschenrechte ist nach Franziskus’ Worten die Vorbedingung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. „Wenn die Würde des Menschen geachtet wird und seine Rechte anerkannt und gewährleistet werden, erblühen auch Kreativität und Unternehmungsgeist.“ Das Klima gegenseitigen Respekts und Vertrauens zwischen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen sei ein kostbares Gut für das Land. Albanien habe Energien in Gang gesetzt. Diese Entwicklung wird Franziskus zufolge jedoch nicht echt sein, wenn sie nicht gerecht verlaufe und die Armen berücksichtige.

Brutale Religionsunterdrückung

Papst Franziskus hat der Kirche in Albanien für ihre Treue zum Glauben in Zeiten der Verfolgung gedankt. Der Balkanstaat sei unter der kommunistischen Diktatur bis 1990 ein „Land der Märtyrer“ gewesen, sagte der Papst. „Viele Bischöfe, Priester, Ordensleute und gläubige Laien habe ihre Treue mit dem Leben bezahlt.“ Aber auch Orthodoxe und Muslime hätten entsetzliche Leiden und härteste Verfolgungen in den Zeiten ohne Religionsfreiheit aushalten müssen. Die Menschen rief er auf, die Kirche und die christliche Botschaft in ihrem Land neu zu beleben. „Euer Glaube sei froh und strahlend“, rief er den Zehntausenden, die unter strömendem Regen auf dem Mutter-Teresa-Platz ausharrten, zu. Das Glaubensleben brauche immer neuen Schwung.

Papst Franziskus in Albanien

APA/EPA/Armando Babani

Tausende Albaner säumten den Weg des Papstes vom Flughafen in die Hauptstadt Tirana

In keinem anderen osteuropäischen Land wurden Katholiken und Angehörige anderer Religionsgemeinschaften vor dem Zusammenbruch des Ostblocks so brutal unterdrückt wie in Albanien. Das Land hatte sich 1967 unter der Herrschaft von Diktator Enver Hoxha zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ erklärt.

„Angst vor der Wahrheit“

Die einstigen kommunistischen Herrscher verfolgten den Glauben nach Franziskus’ Worten aus „Angst vor der Wahrheit und vor der Freiheit“. Sie „taten alles, um Gott aus dem Herzen des Menschen zu verbannen und die Christus und die Kirche aus der Geschichte eures Landes auszuschließen, obwohl es eines der ersten gewesen war, die das Licht des Evangeliums empfangen hatte“. Doch Gott habe den Albanern zur Seite gestanden, „und schließlich hat er euch auf Adlerflügeln gehoben, wie er es einst mit dem Volk Israel getan hatte“.

Besonders wandte er sich an die jungen Menschen. Albanien sei ein junges Land. „Und wo Jugend ist, da ist Hoffnung“, so Franziskus. Er appellierte an sie, dem Götzendienst des Geldes und den Versuchungen des Individualismus zu widersagen. Jeder solle sich berufen fühlen, das Evangelium zu verkünden und die Solidarität für eine gerechtere Gesellschaft zu stärken. „Friede euren Häusern, Friede in euren Herzen, Friede in eurer Nation“, rief der Papst aus.

Dialog statt Gewalt zwischen den Religionen

Albaniens Bevölkerung ist mehrheitlich muslimisch. Der Papst hatte angekündigt, sich während der Reise für den Dialog zwischen den Religionen stark zu machen und die Opfer des Kommunismus zu ehren. Nach Warnungen aus dem Irak vor Bedrohungen durch radikale Islamisten verstärkte Albanien zuletzt die Sicherheitsvorkehrungen.

Papst Franziskus in Albanien

APA/EPA/Armando Babani

Papst Franzisksu begrüßt die Menschen in Albanien

Die Religion kann nach den Worten von Papst Franziskus niemals als Rechtfertigung für Gewalt dienen. „Niemand nehme die Religion zum Vorwand für seine Taten, die der Würde des Menschen und seinen Grundrechten entgegen stehen, an erster Stelle dem Recht auf Leben und auf Religionsfreiheit aller“, sagte der Papst am Sonntag zum Auftakt seiner Albanienreise. Das harmonische Zusammenleben der verschiedenen Glaubensgemeinschaften sei ein unschätzbares Gut für den Frieden und die Entwicklung eines Volkes, so Franziskus bei der Begrüßung im Präsidentenpalast in Tirana. Das mehrheitlich muslimische Albanien sei ein glückliches Beispiel dafür, dass diese Harmonie gelingen könne.

Erneut mahnte der Papst in seiner Ansprache auch alle Anstrengungen ein, damit das wirtschaftliche Wachstum nicht nur einem Teil der Bevölkerung zu Gute kommt. „Der Globalisierung der Märkte muss notwendig eine Globalisierung der Solidarität entsprechen; mit dem Wirtschaftswachstum muss eine größere Achtung der Schöpfung einhergehen“, sagte Franziskus.

religion.ORF.at/APA/KAP

Mehr dazu: