Moskauer Patriarchat kritisiert unierte Ostkirchen

Der Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion (Alfejew) hat scharfe Kritik an den so genannten unierten Ostkirchen, die als Teilkirchen der katholischen Kirche angehören, geübt.

Der „Uniatismus“ sei eine „nach wie vor offene Wunde am Leib der Christenheit“, so der Metropolit in einem von der russischen Nachrichtenagentur „Interfax“ verbreiteten Interview. Bestätigt sehe er dies durch die jüngsten Ereignissen in der Ukraine und durch die „extrem politisierten Erklärungen ukrainischer griechisch-katholischer Führungspersönlichkeiten“.

Immer wieder war es im Zuge des Krieges in der Ostukraine in den vergangenen Monaten zu Auseinandersetzungen auch auf kirchlicher Ebene gekommen: Hilarion als „Nummer Zwei“ im Moskauer Patriarchat hatte dabei besonders die in der Ukraine stark vertretene griechisch-katholische Kirche und ihre pro-westliche Haltung im militärischen Konflikt kritisiert.

Seitens der mit Rom verbundenen Ostkirche waren andererseits viele der Anschuldigungen aus Moskau als „gefährlicher“ und „unzulässiger“ Versuch eines Schürens religiöser Spannungen in der Ukraine zurückgewiesen worden.

„Uniatismus“ neu diskutieren?

Unter „Uniatismus“ versteht man im interkonfessionellen Dialog die Praxis, Angehörige anderer Kirchen „ins eigene Boot“ holen zu wollen, weil man deren Lehre für einen Irrglauben hält. Diese Haltung vonseiten der katholischen Kirche hat überhaupt erst zur Aufnahme bestimmter Teile der Orthodoxie als „unierte Kirchen“ geführt. Schon 1993 hatte die Internationale Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche festgestellt, dass diese Praxis zur Distanzierung der Kirchen voneinander beigetragen habe.

Hilarion will dies nun offenbar neu betonen. Das Interview erscheint nämlich pünktlich zur derzeitigen Vollversammlung der Kommission in der jordanischen Hauptstadt Amman. In dem für Dienstag erwarteten Abschlussdokument solle die Uniatismus-Frage wieder aufgegriffen werden, so der Metropolit. Die Versammlung solle kein Kompromissdokument verabschieden, sondern eher Lehrunterschiede darlegen und einen Fahrplan für den weiteren Dialog bestimmen. Zudem forderte er eine deutliche christliche Stellungnahme zur Lage der Christen in Nahost: Im Irak finde derzeit ein „Völkermord“ an der christlichen Bevölkerung statt, zu deren Verteidigung die Kirchen ihre Stimme erheben müssten.

Start bei Taufstelle Jesu

Begonnen hatte die Vollversammlung der Internationalen Dialogkommission am 15. September mit einer gemeinsamen Pilgerfahrt der Teilnehmer der Vollversammlung zum neuen Heiligtum der Taufe Jesu in „Bethanien jenseits des Jordans“ im Wadi al-Kharrar. Patriarch Theophilos III. von Jerusalem äußerte dabei seine Hoffnung auf gegenseitige Verständigung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche: Zeichen dafür sei die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Ende Mai in Jerusalem.

Die beiden Ko-Vorsitzenden der Vollversammlung - Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Metropolit Ioannis (Zizioulas) vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel - betonten die tiefe „symbolische Bedeutung“ der Eröffnung der Vollversammlung an der Taufstelle Jesu. Denn dieser Ort sei eine „gemeinsame Quelle des Glaubens und des christlichen Lebens für die Gläubigen beider Kirchen“.

religion.ORF.at/KAP