Bischofssynode: Papst will freie und offene Debatte

Die katholischen Bischöfe sollten nach dem Willen des Papstes auf der bevorstehenden Weltbischofssynode über die Familie offen und frei debattieren, erklärte Synodensekretär Lorenzo Baldisseri in einem Interview.

Jeder der Teilnehmer solle die Freiheit haben, „ohne Angst und ohne Verdächtigungen auf sich zuziehen“ seine Meinung zu äußern, sagte Baldisseri am Montag gegenüber dem katholischen Internetportal Korazym. Um den Meinungsaustausch zu fördern, sollen die Bischöfe nach Angaben Baldisseris außerdem frei sprechen, anstatt wie bisher vorbereitete Stellungnahmen vorzulesen.

Für jedes dieser freien Statements stünden vier Minuten zur Verfügung, so der Synodenskeretär. Es solle sich um eine mündliche Zusammenfassung von zuvor an das Synodensekretariat gesendeten Texten handeln. Man habe die bisherigen Regeln für den Ablauf einer außerordentlichen Bischofssynode „dynamischer“ gestaltet, „in der Substanz“ blieben sie jedoch bestehen, so Baldisseri.

Strafferer Ablauf

Der Wortlaut der Stellungnahmen während der zweiwöchigen Beratungen wird nach Baldisseris Angaben nicht veröffentlicht. Der Vatikan werde jedoch täglich eine Pressekonferenz veranstalten, um über den Fortgang der Beratungen zu unterrichten. Zudem werde das vatikanische Presseamt jeweils eine Zusammenfassung des Tages veröffentlichen.

Baldisseri kündigte zudem einen strafferen Ablauf der Synode an. Die Bischöfe dürften sich jeweils nur zu dem Thema äußern, das auf der Tagesordnung stehe, erklärte der Sekretär der Synode. Eine vertiefende Erörterung solle anschließend in kleineren Gruppen erfolgen.

Zum Abschluss der Synode werde ein zusammenfassender Text erarbeitet, der den Teilnehmern zur Abstimmung vorgelegt und anschließend dem Papst überreicht werde, erläuterte Baldisseri. Über dessen Veröffentlichung entscheide Franziskus selbst. Ein abschließendes Dokument werde erst nach der ordentlichen Bischofssynode zum gleichen Thema im Herbst 2015 erarbeitet.

250 Bischöfe beraten von 5. bis 19. Oktober

Insgesamt werden rund 250 Bischöfe und Fachleute aus aller Welt von 5. bis 19. Oktober im Vatikan darüber diskutieren, wie die katholische Kirche auf die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien und Paaren reagieren soll. Es geht hierbei etwa um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Patchwork-Familien, gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften sowie Sexualmoral, aber auch um die Weitergabe des Glaubens in einem weitgehend religionslosen Umfeld. Eine weltweite Umfrage zu diesen Themen hatte eine große Kluft zwischen der Lebenswirklichkeit vieler Katholiken und der kirchlichen Lehre offenbart.

Im Vorfeld der Synode haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten bereits mehrere führende Kirchenmänner inhaltlich positioniert. Zuletzt sorgte die Ankündigung eines Buchs von fünf Kardinälen für Aufsehen, die sich darin klar gegen Reformen in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen aussprechen. Sie richten sich damit gegen den emeritierten deutschen Kardinal Walter Kasper, der im Februar hinter verschlossenen Türen und im Auftrag von Franziskus eine Grundsatzrede zu Ehe und Familienseelsorge hielt und dabei eine gewisse Offenheit in der Frage erkennen ließ - Geschiedene: Hardliner-Protest gegen Papst-Kurs.

Bereits Ende Juni hatte der Vatikan das vorbereitende „Instrumentum Laboris“ veröffentlicht, in dem die Themen, die bei der Synode besprochen werden sollen, angerissen wurde. Auch gegenüber diesem Dokument gibt es kritische Stimmen - zum Beispiel die des deutschen Theologen Konrad Hilpert. Er schrieb Ende Juli, dass der von vielen Gläubigen attestierte Graben zwischen kirchlicher Lehre und gelebter Realität von dem Dokument einzig auf eine mangelhafte Vermittlung der Lehre zurückgeführt werde und eine Korrektur der Lehre gar nicht in Betracht gezogen werde - mehr dazu in Kritik an Arbeitsdokument zur Familiensynode.

religion.ORF.at/KAP

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