Vatikan nahm Gespräche mit Piusbruderschaft wieder auf

Der Vatikan und die Piusbruderschaft reden offenbar wieder miteinander: Der Generalobere der Gemeinschaft, Bernard Fellay, traf im Vatikan mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, zusammen.

Müller und Fellay hätten vereinbart, „schrittweise und in vernünftigen Zeiträumen auf eine Überwindung der Schwierigkeiten hinzuarbeiten“, teilte der Vatikan am Dienstag nach dem Treffen mit. Sie hofften auf eine „vollständige Versöhnung“. Gegenstand der Unterredung seien „einige doktrinale und kirchenrechtliche Probleme“ gewesen. Das Klima des zweistündigen Gesprächs beschrieb der Vatikan als „herzlich“.

Den Angaben zufolge nahmen an dem Treffen auch die beiden Sekretäre Fellays sowie mehrere Mitglieder der Kommission „Ecclesia Dei“ teil, die 1988 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen wurde, um mit der Priesterbruderschaft St. Pius X., wie die Gemeinschaft offiziell heißt, zu verhandeln. Laut der katholischen Schweizer Nachrichtenagentur APIC ging die Initiative zum Neustart des Dialogs von Papst Franziskus selbst aus.

Bernard Fellay mit roten Handschuhen

Reuters/Denis Balibouse

Der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Bernard Fellay

Ultimatum 2013 verstrichen

Der Papst machte seit Beginn seiner Amtszeit im März 2013 deutlich, dass er wie sein Vorgänger Benedikt XVI. eine Einigung mit den Piusbrüdern anstrebe und an einer Wiederaufnahme der abgebrochenen Gespräche interessiert sei. Ein Ultimatum des Vatikan an die seit 1988 von Rom abtrünnige Priesterbruderschaft war im Februar 2013 verstrichen. Fellay verweigerte die Unterschrift unter die „lehrmäßige Präambel“ mit ihrer Verpflichtung auf das vollständige kirchliche Lehramt, ohne dass der Vatikan Konsequenzen folgen ließ.

Franziskus hatte bereits als Erzbischof in Argentinien Kontakte zur Piusbruderschaft unterhalten. Ende 2013 traf er - „zufällig“, wie danach betont wurde - mit Fellay zusammen. Die Begegnung im Dezember hatte im Speisesaal des Gästehauses Santa Marta stattgefunden, wo der Schweizer mit Mitgliedern der zuständigen Vatikankommission „Ecclesia Dei“ zu Abend aß.

„Geduld und Festigkeit“

Seit geraumer Zeit kursiert im Vatikan für den Kontakt zu den Piusbrüdern die Formel „Geduld und Festigkeit“: Die vorgelegte dogmatische Präambel sei „gleichsam die Tür, durch welche die Piusbruderschaft und die ihr zugehörenden Personen in die volle Gemeinschaft der Kirche eintreten können“, betonte Müller mehrfach. „Diese Tür steht offen, wir schließen sie nicht. Aber es gibt auch kein Hintertürchen.“

Der Papst hat wiederholt klargestellt, wie wichtig für ihn ein entschiedenes Festhalten an dem vom Konzil eingeschlagenen Kurs der Kirche sei und dass es kein Zurück hinter das Konzil geben dürfe. Abstriche oder Kompromisse am kirchlichen Lehramt und den Konzilien - einschließlich des Zweiten Vatikanischen Konzils, das die Piusbrüder bis heute ablehnen - dürfte es demzufolge nicht geben. Zugleich signalisierte Franziskus aber auch eine Offenheit in Fragen der Liturgie und ihrer alten Form, wenn dabei die Einheit der Kirche gewahrt bleibe.

religion.ORF.at/KAP

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