Katholische Wiederheirat nach orthodoxem Vorbild?

Bei der bevorstehenden Bischofssynode der katholischen Kirche wird die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen eine der wichtigsten sein. Die orthodoxen Kirchen könnten bei der Lösung als Vorbild dienen.

In manchen orthodoxen Kirchen ist nach einer gescheiterten Ehe die kirchliche Segnung einer zweiten Beziehung erlaubt. Eine derartige Lösung könnte auch für die katholische Kirche bei der außerordentlichen Bischofssynode zur Ehe- und Familienseelsorge von 5. bis 19. Oktober Thema sein, sagte der theologische Sekretär der Synode, Bruno Forte, in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Avvenire“.

Die orthodoxe Praxis könne nicht „ohne Einschränkung“ übernommen werden, sagte Forte. Allerdings könne die Synode im Lichte der abendländischen Tradition die „Möglichkeit eines Wegs der Buße prüfen, der dazu beiträgt, diese Schwierigkeiten zu lösen“. Zugleich wies er darauf hin, dass bei Synode nicht die kirchliche Lehre zur Debatte stehe, sondern die seelsorgerische Praxis.

Vorschlag auch in Arbeitspapier

Der Vorschlag, eine zweite Beziehung nach dem Scheitern einer Ehe gemäß orthodoxem Vorbild kirchlich zu segnen, hatte zur Überraschung vieler Beobachter auch Eingang in das Arbeitspapier der Synode gefunden. Zugleich werden hier jedoch auch Vorbehalte und ablehnende Stellungnahmen hierzu referiert. Grundlage für das Arbeitspapier bildeten die Rückmeldungen auf die vatikanische Umfrage zu Familie, Ehe und Sexualität.

Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Michael Zulehner hatte vor kurzem erneut darauf aufmerksam gemacht, dass bereits im Jahr 1963 Kardinal Franz König für eine Orientierung der katholischen Kirche an der orthodoxen Kirche - und damit für die Möglichkeit einer zweiten kirchlichen Heirat - eingetreten war. „Das wird kommen, der Druck aus dem Kirchenvolk wird größer“, zeigte sich Zulehner überzeugt.

religion.ORF.at/KAP

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