Papst Favorit für diesjährigen Friedensnobelpreis

Kommende Woche, am Freitag um 11.00 Uhr, wird in Oslo der Träger oder die Trägerin des diesjährigen Friedensnobelpreises bekanntgegeben. Favorit bei den Wettbüros ist heuer bisher Papst Franziskus.

Wie jedes Jahr gibt es im Vorfeld ein intensives Rätselraten darüber, wer heuer den wohl begehrtesten Friedenspreis der Welt erhalten wird. Franziskus’ Favoritenrolle erklärt vermutlich unter anderem dadurch, dass das katholische Kirchenoberhaupt auch an der Spitze der jährlich vom Friedensforschungsinstitut PRIO veröffentlichten Shortlist zu finden ist.

Darauf befinden sich außerdem der NSA-Aufdecker Edward Snowden, die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die unabhängige russische Tageszeitung „Nowaja Gaseta“ sowie der kongolesische Frauenarzt und Spitalbetreiber Denis Mukwege. Alle diese stehen auch bei den Wettbüros hoch im Kurs.

Kampf gegen weltweite Armut

PRIO-Chef Kristian Berg Harpviken, der persönlich die Liste der Top 5 der möglichen Kandidaten zusammenstellt, begründet seine Vermutung, der Papst könnte 2014 den Friedensnobelpreis bekommen damit, dass er sich seit seiner Wahl im März 2013 unermüdlich für den Kampf gegen die weltweite Armut einsetzt, die unter Friedensforschern gemeinhin als Hauptursache aller bewaffneter Konflikte auf der Erde gilt. Einen weiteren Grund, Franziskus auszuzeichnen, sieht Harpviken darin, dass dieser neue Hoffnung auf eine Reform der Katholischen Kirche gebracht habe.

Papst Franziskus tritt ehemalige Bootsflüchtlinge von Lampedusa

APA/EPA/Osservatore Romano

Papst Franziskus trifft ehemalige Bootsflüchtlinge von Lampedusa

Vergangenes Jahr erhielt die Internationale Anti-Chemiewaffenorganisation OPCW den Friedensnobelpreis, 2012 die Europäische Union. Besonders umstritten waren zuletzt die Zuerkennungen an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo (2010) und US-Präsident Barack Obama (2009). Der Preis für Xiaobo wird als einer der Gründe vermutet, warum der derzeitige Vorsitzende des Nobelkomitees, der Sozialdemokrat Thorbjörn Jagland, auf der Abschussliste der konservativ-rechtspopulistischen Regierung in Norwegen stehen soll.

Rekord bei den Nominierungen

In diesem Jahr verzeichnete die Nobel-Friedenspreisstiftung einen neuen Rekord bei den Nominierungen, nämlich 278. Nur ein Teil davon ist auch bekannt. Das Komitee nennt keine Kandidaten, aber der jeweils nominierenden Stelle steht es frei, diese Information an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Der Friedenspreis wird als einziger der vom schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel (1833 bis 1896) gestifteten Preise nicht in Stockholm, sondern in Oslo vergeben.

Unter den weiteren bekannten Nominierungen befinden sich wie jedes Jahr auch etliche Organisationen (diesmal 47) - darunter der Internationale Schwulen- und Lesben-Dachverband ILGA für den Einsatz um die Rechte sexueller Minderheiten, die tunesische Gewerkschaft UGTT für die Vermittlung zwischen Politik und Religion sowie Verwaltungsbehörden und Bevölkerung der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa für die friedliche und auf Koexistenz ausgerichtete Bewältigung der Flüchtlingsströme auf Afrika und dem Nahen Osten.

Treffen mit Bootsflüchtlingen

Kurz vor dem Jahrestag der Flüchtlingskatastrophe vor der italienischen Insel Lampedusa hat Papst Franziskus am Mittwoch im Vatikan Überlebende getroffen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche wandte sich mit sehr persönlichen Worten an die Überlebenden des Schiffsunglücks vom 3. Oktober 2013 mit mehr als 360 Toten: „Ich fühle Dinge, die man nicht beschreiben kann, weil ich keine Worte finde, um es auszudrücken“, sagte der Papst laut einer Vatikan-Mitteilung bei dem etwa halbstündigen Treffen, zu dem auch Familienangehörige nach Rom gekommen waren.

Zu den Überlebenden sagte Franziskus: Er wisse, dass es für sie nach der Rettung geschlossene Türen gebe. Deswegen rufe er die Menschen in Europa dazu auf, „die Tore zu ihrem Herzen zu öffnen“. Denn dies sei das Wichtigste in einer solchen Situation. Auf seiner ersten Papst-Reise hatte Franziskus die Insel Lampedusa wenige Monate vor der Katastrophe besucht und eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ angeprangert

religion.ORF.at/APA/dpa

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