Synode: Pfarrer-Initiative will Öffnung von Kommunion

Die Pfarrer-Initiativen von Österreich, Deutschland und der Schweiz haben im Vorfeld der Bischofssynode im Vatikan zu Ehe- und Familienfragen (5. bis 19. Oktober) ihre Erwartungen und Forderungen geäußert.

In einem offenen Brief erklärten die Vorstände der drei Vereine, die Bischöfe sollten unter anderem den Kommunionsempfang „für (noch) nicht kirchlich verheiratete Partner, für geschiedene Wiederverheiratete und homosexuelle Paare“ ermöglichen. Der Mensch als Person und Beziehungswesen müsse Ausgangspunkt aller Überlegungen der Synode sein.

Die synodalen Beratungen sollten das Leben und die Erfahrungen aller Ehepaare, Familien und Menschen in Beziehungen unbedingt anerkennen und wertschätzen, lautete eine Forderung. Weiters wurde eine Aufwertung der persönlichen Gewissensentscheidung verlangt sowie als grundlegende Inspirationsquelle für die Kirchenlehre die Verankerung des Glaubenssinns des Volkes Gottes (sensus fidelium). Letzterer finde ihren Ausdruck in den Stellungnahmen der Ortskirchen und Pfarrgemeinden zum vatikanischen Fragebogen, so die Pfarrer-Initiativen.

Bischofssynode, Versammlung der Bischöfe in der Synodenhalle im Vatikan

Reuters/Max Rossi

Versammlung der Bischöfe in der Synodenhalle im Vatikan

„Spaltung darf nicht bleiben“

Solidarisch erklärten sich die Unterzeichner mit dem Bischof von Antwerpen, Johan Bonny. Dieser hatte vor einem Monat erklärt, Papst Paul VI. habe in seinen Schriften zu Sexualität und Familie wie die Enzyklika „Humanae vitae“ mit der Kollegialität von Papst und Bischöfen gebrochen. „Diese Spaltung darf nicht bleiben“, hieß es in Bonnys Denkschrift.

Zwei Tage vor Beginn eines wichtigen Bischofstreffens im Vatikan unterstrich Papst Franziskus die Relevanz der Familie. „Glückliche Familien sind essenziell für die Kirche und die Gesellschaft“, so der Papst am Freitag per Twitter. 250 Repräsentanten aller Ortskirchen werden ab Sonntag zwei Wochen lang über Themen rund um die Familie diskutieren.

Abschlussdokument ohne Papst-Änderungen

Der Papst bemühe sich um „Öffnung“ bei kontroversen Themen, die die Familie betreffen, erklärte der Generalsekretär der Bischofssynode, Kurienkardinal Lorenzo Baldisseri, am Freitag bei der Vorstellung des Programms der Familiensynode in Rom. Zum Abschluss soll die Synode ein Dokument verabschieden, das vom Papst ohne Änderungen gedruckt werden soll. Das ist eine Neuigkeit, denn bisher hatte die Synode dem Pontifex lediglich einen Text mit Vorschlägen vorgelegt.

Kardinal Christoph Schönborn, der an der Synode teilnehmen wird, erhofft sich davon eine neue Sichtweise der Kirche auf die Lebenssituation der Menschen. „Ich erwarte mir, dass wir mit Papst Franziskus lernen, aufmerksamer, evangeliumsgemäßer und liebevoller auf die Situationen hinzuschauen, in denen Menschen konkret leben“, so Schönborn in einem Interview mit mehreren österreichischen Kirchenzeitungen.

Schönborn: Offene Positionierung positiv

Schönborn kam auch auf jene Buchveröffentlichung zu sprechen, in der sich fünf Kardinäle gegen die Sakramentenspendung an wiederverheiratete Geschiedene äußern - mehr dazu in Geschiedene: Hardliner-Protest gegen Papst-Kurs. Die klare und offene Positionierung darin sehe er positiv, und auch das Erinnern der Autoren an den Aspekt der kirchlichen Lehre geschehe „zurecht“, so Schönborn. Ähnlich wie beim Zweiten Vatikanischen Konzil erwarte er auch bei der Synode, dass Eckpunkte betont, „dann aber auch andere Blickpunkte ins Spiel gebracht“ würden.

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hält die außerordentliche Bischofssynode für nichts weniger als eine „Nagelprobe für die Kirche und den Papst“, wie er Kathpress sagte. Die Fragen einer zeitgemäßen Familienpastoral brennen unter den Nägeln, so der Bischof, der u.a. auch als Familientherapeut tätig ist. Schließlich umfasse die Familie „alle Dimensionen des menschlichen Lebens“ und verändere sich heute gemeinsam mit der gesamten Gesellschaft „rasant“.

Elbs: Nagelprobe für Kirche

Das Gelingen der Synode werde daran hängen, ob es der Kirche gelinge, den Menschen künftig „auch in schweren Lebenssituationen nahe zu sein“. In dieser Hinsicht müsse die Kirche „Vertrauen zurückgewinnen“, so der Feldkircher Bischof. Zugleich warnte auch Elbs vor einer Verengung der Erwartungen an die Synode auf die bekannten „heißen Eisen“ wie etwa den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen: Es sei schon viel erreicht, wenn es der Synode gelinge, „die Familie insgesamt in ihrem rasanten Wandel neu in den Fokus zu rücken“.

Die katholische Bischofssynode soll die Weltkirche repräsentieren und die Kollegialität von Papst und Bischöfen unterstreichen. Als ständige Einrichtung wurde sie 1965 von Papst Paul VI. auf Anregung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) geschaffen. Sie hat keine Entscheidungsbefugnis, sondern nur beratende Funktion. Einberufen wird sie vom Papst. Dieser nimmt in der Regel auch persönlich an den Sitzungen teil. In den vergangenen Jahrzehnten gaben Bischofssynoden wichtige Impulse für die Weltkirche, etwa die Anregung zum Katechismus der Katholischen Kirche.

13 Ehepaare dabei

Ordentliche Synoden finden alle drei bis vier Jahre statt. Zuletzt tagte 2012 die 13. Ordentliche Generalversammlung im Vatikan, Thema war die Neuevangelisierung. Seltener sind Außerordentliche Synoden. Die am Sonntag im Vatikan beginnende Bischofsversammlung zu Fragen der Familie ist das dritte Treffen dieser Art. Daneben gibt es Spezialversammlungen, die einzelne Weltregionen betreffen.

Im Unterschied zu einem Konzil nehmen an einer Bischofssynode nicht alle rund 5.000 Bischöfe der Weltkirche teil. Die Außerordentliche Versammlung umfasst Patriarchen und sonstige Oberhäupter der katholischen Ostkirchen, die Vorsitzenden der nationalen und überregionalen Bischofskonferenzen sowie Vertreter von Ordensgemeinschaften und Kurienkardinäle. Zudem hat Papst Franziskus weitere Mitglieder, Experten, Gasthörer und - mit Blick auf das Thema - 13 Ehepaare nominiert.

Nach der kommenden Synode legen die Teilnehmer dem Papst ein Schlussdokument mit Beratungsergebnissen vor. Der Papst entscheidet, ob und in welcher Form das Schreiben veröffentlicht wird. 2015 soll sich eine Ordentliche Synode mit den gleichen Themen befassen. Üblicherweise erstellt der Papst im Anschluss an eine Generalversammlung ein sogenanntes „Nachsynodales Apostolisches Schreiben“.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: