Synode befasst sich mit Machismo und Frauenmorden

Die katholische Weltbischofssynode, die seit Sonntag über Themen zur Familienpastoral berät, hat sich erstmals mit Themen wie Machismo, Gewalt in der Ehe und Frauenmorde befasst.

Vor allem lateinamerikanische Kardinäle und Bischöfe warnten vor schwerer Gewalt innerhalb der vier Wände der Familie. Viele Männer seien nicht in der Lage, mit den Mentalitätsänderungen mitzugehen, die mit der Gleichberechtigung der Frauen notwendig geworden seien. Das herrische Verhalten vieler Männer gerate immer mehr mit den Forderungen der Frauen in Konflikt und würden in Brutalität entarten, berichtete Pater Manuel Dorantes, der als Beobachter für die spanisch-lateinamerikanische Welt an der Synode teilnimmt.

„Gleichberechtigung verteidigen“

Kinder seien zu oft schweigende Zeugen unerträglicher Dramen, schrecklicher Streitereien und Misshandlungen. Dabei seien Frauen fast immer die Opfer. „Die katholische Kirche ist sich bewusst, dass man die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau verteidigen muss, indem man gegenseitigen Respekt und die Bedeutung beider Rollen hervorhebt“, sagte Dorantes nach Angaben der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Donnerstag-Ausgabe).

Vor allem in Lateinamerika sei der Machismo Ausdruck des Verlusts christlicher Werte und ein Warnsignal, dass der Glaube immer mehr nachlasse. Oft hänge die häusliche Gewalt auch mit der Sorge wegen Arbeitslosigkeit und finanziellen Problemen zusammen. Die Synodenväter betonten, dass wegen den finanziellen Schwierigkeiten der Familien Geld oft „verherrlicht“ werde. „Viele Familien werden auf dem Altar des Gewinns geopfert. Dabei ist Geld ein Mittel und darf nicht die Welt regieren“, hieß es in der Synodenaula im Vatikan.

Ehenichtigkeitsverfahren Thema

Armut, Migration, Emigration, Gewalt in verschiedensten Formen, Christenverfolgung, moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen, Prostitution, Menschenhandel und die Einflüsse der modernen Welt mit ihren Individualismen und Materialismen sind Themen, die aus der pastoralen Praxis heraus ausführlich behandelt wurden. Zum ersten Mal war in mehreren Beiträgen auch das Ehenichtigkeitsverfahren der Kirche Thema. Dieses könne zwar keine Lösung für alle Probleme sein, aber für die Paare wäre es eine große Hilfe, wenn diese Verfahren vereinfacht und verkürzt würden, hieß es.

Votum gegen Job-Nachteile für Wiederverheiratete

Das Thema „wiederverheiratete Geschiedene“ stand am Mittwochnachmittag ebenfalls auf der Tagesordnung der vatikanischen Bischofssynode. Dazu hörten die versammelten 190 Kardinäle und Bischöfe auch den Erfahrungsbericht des südafrikanischen Ehepaars Stephen und Sandra Conway, das nach 21 Ehejahren beinahe die Scheidung eingereicht hätte.

Zum kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen äußerte sich der Präsident des päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ (Donnerstag-Ausgabe). Dabei wandte er sich gegen arbeitsrechtliche „Diskriminierungen“ von Betroffenen.

Probleme als Lehrer an katholischen Schulen

Als Beispiel nannte Fisichella die Nichtzulassung wiederverheirateter Geschiedener als Lehrer an katholischen Schulen. „Warum sollen wiederverheiratete Geschiedene, die in der Gemeinde aktiv sind, nicht die Möglichkeit haben, an katholischen Schulen zu unterrichten?“, so Fisichella. Er ist einer der 25 Leiter vatikanischer Behörden, die an der Weltbischofssynode über Ehe und Familie teilnehmen.

Die Weltbischofssynode zur Familie dauert bis 19. Oktober. Sie berät etwa über den Umgang mit Patchwork-Familien, wiederverheirateten Geschiedenen, gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, Paaren ohne Trauschein und über die Sexualmoral. Ein weiteres Thema ist eine bessere Unterstützung für Familien angesichts von Migration und Gewalt.

religion.ORF.at/APA/KAP

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