Islamische Geistliche gegen „Gewalt und Extremismus“

„Wir lehnen jede Art von Gewalt und Extremismus ab.“ Dies erklärte Fuat Sanac, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), bei einer Konferenz muslimischer Geistlicher der Balkan-Region in Wien.

In einer „Zeit, in der Islam oft mit Phänomenen von Gewalt, Intoleranz und Rückständigkeit assoziiert wird“, setze diese Islam-Konferenz ein Zeichen, sagte der IGGiÖ-Präsident. Der Islam befehle, „Vielfalt als gottgewollt zu respektieren“; Menschenrechte und Religionsfreiheit jedes Menschen seien zu schützen.

Fuat Sanac. IGGIÖ-Konferenz "Islam auf dem Balkan" in Wien

APA/Herbert Neubauer

Fuat Sanac, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGIÖ) bei der Eröffnung der IGGIÖ-Konferenz „Islam auf dem Balkan“ in Wien

Sanac verwies auf eine Studie, wonach die Zahl der in Europa lebenden Muslime auf mehr als 20 Millionen geschätzt werde. „Wir müssen über die Probleme und deren Lösungen reden“, die nicht in allen Ländern die gleichen seien. Dass der Islam mit den Werten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Pluralismus vereinbar sei, habe bereits die erste europäische Imamekonferenz 2003 festgestellt. Dass Zuwanderung durch restriktive Gesetze zu steuern sei, sei jedoch „an der europäischen Wirklichkeit gescheitert“.

Stellung der Muslime

Die Balkan-Länder mit ihren islamischen Gemeinschaften müssen die Stellung der Muslime neu definieren, so Sanac. Ihnen komme im Sinne einer europäischen Identität des Islam in einer säkularen Gesellschaft eine wichtige Rolle zu, aber auch bei der Suche nach Antworten auf Fragen, wie Kinder „vor Extremismus und Extremisten beschützt“ werden können, oder wie eine offene Islam-Auffassung zur Überwindung von Traditionen, die nicht mit der Menschenwürde vereinbar sind, beitragen könne.

IGGIÖ-Konferenz "Islam auf dem Balkan" in Wien

APA/Herbert Neubauer

Bundespräsident Heinz Fischer bei seiner Rede an die islamischen Geistlichen der Balkanregion

Bundespräsident Heinz Fischer erinnerte daran, dass die Muslime in Österreich mit fast 600.000 Angehörigen 7 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Dies sei „ein Grund, über das bestmögliche Zusammenleben nachzudenken“. Der Koran als Heilige Schrift verbinde die 1,5 Mrd. Muslime weltweit, lasse aber unterschiedliche Auslegungen zu. „Ich glaube, das gilt auch für den Begriff Jihad (Heiliger Krieg)“, so Fischer in Anspielung auf das grausame Wüten der IS-Extremisten.

Anerkennung und Prüfung religiöser Gemeinschaften

Der österreichische Staat nehme das Recht für sich in Anspruch, religiöse Gemeinschaften anzuerkennen. Zugleich behalte er sich das Recht vor, zu prüfen, ob Regeln und Riten der nationalen Gesetzgebung entsprechen oder nicht. Anlass zur Sorge geben extremistische Gruppierungen, so Fischer. Die islamischen Institutionen seien aufgerufen, diesen Entwicklungen entgegenzutreten, und die Behörden müssten ihrerseits wirksamen Maßnahmen gegen Extremisten setzen.

IGGIÖ-Konferenz "Islam auf dem Balkan" in Wien

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Bundespräsident Heinz Fischer und IGGiÖ Präsident Fuat Sanac

Enes Karic, Professor für Islam-Studien in Sarajevo, nannte Frieden zwischen den ethnischen Gruppen und zwischen den Religionen als „Prioritäten der Muslime“ in der Balkan-Region. Dazu gebe es keine Alternative. Der Islam-Experte hob „die dynamische Dimension“ der drei monotheistischen Weltreligionen hervor. „Der abrahamitische Geist“ lasse Raum für Koexistenz. In den säkularen Balkan-Staaten habe sich „ein autochtoner Islam“ entwickelt. Die islamische Bildung im Balkan solle universelle Werte vertreten. Das EU-Konzept sei auf „ein offenes Europa“ ausgerichtet, das auch die Muslime einschließe.

religion.ORF.at/APA

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