Objekt 19: Alte Ankerbrotfabrik wird zum sozialen Grätzel

Nach dem Einzug der Kunstszene wird die ehemalige Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten auch sozial: Am Dienstag zogen die Caritas und der Verein Superar mit vier Projekten in das Objekt 19 auf das ehemalige Fabriksgelände.

Gemeinsam soll dort künftig gekocht, gegessen und musiziert werden, um dann mit den Einkäufen aus carlas Secondhand-Boutique nach Hause zu spazieren. Im Erdgeschoß des Objekts wird es vor allem kulinarisch: In magdas Kantine, wo neben Küchenprofis auch Flüchtlinge, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderung werken, kann man Kaffee trinken, hausgemachte Limonade kosten oder das Tagesmenü von Zucchinicremesuppe bis Kürbis-Zwiebelkuchen bestellen.

Auch ein Cateringservice ist geplant. Außerdem sollen Lehrstellen für benachteiligte Jugendliche geschaffen werden. Dieses Konzept der Caritas ist nicht neu: Auch das Inigo in der Inneren Stadt funktioniert nach demselben Prinzip - magdas Kantine muss allerdings ohne AMS-Förderungen auskommen.

„Orte, an denen man zamkommt“

Kochen steht auch beim - in einem geräumigen Glaskobel untergebrachten - „Community Cooking“ im Vordergrund: Hier sollen sich die Favoritner künftig treffen, um gemeinsam zu kochen, ihre Schnippel- und Würzfähigkeiten in Kursen zu verbessern oder etwas über gesunde Ernährung zu erfahren.

Es brauche „Orte, an denen man zamkommt“, meinte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bei der Eröffnungszeremonie. „Das goldene Wiener Herz wird oft als metallen dargestellt. Aber man sieht, es ist doch ein tolles, soziales Herz.“

Carla Boutique als Fundgrube

Ebenfalls schon an anderen Standorten wie dem Mittersteig bewährt hat sich die Caritas-Initiative carla, wo Sachspenden wie Kleidung oder Geschirr abgegeben werden können und an Bedürftige verteilt oder für den guten Zweck weiterverkauft werden. In der ehemals größten Brotfabrik Europas betreiben Langzeitarbeitslose gemeinsam mit Caritas-Mitarbeitern eine carla-Boutique.

Neben Büchern und Kleidung von violetter Prada-Tasche bis rosa Mädchenschuhen wird hier vor allem Geschirr verkauft. Fans von goldziselierten Porzellan-Teeservices kommen dabei ebenso auf ihre Kosten wie jene, die den 70er-Jahren und ihren orange-gemusterten Kaffeetassen nachtrauern.

„Veranstaltungssaal zum Miteinanderleben“

Das obere Stockwerk gehört dagegen dem Verein Superar, der hier nicht nur Proberäume, sondern erstmals auch einen Veranstaltungssaal erhält. Superar hat es sich zur Aufgabe gemacht, mithilfe von Gesang und Musik Kinder in ihren Begabungen zu fördern sowie Gemeinschaft und Toleranz zu leben, wie Caritas- und Superar-Präsident Michael Landau erklärte.

„Wer miteinander tanzt und singt, kann auch miteinander leben“, so Landau weiter. Der Verein, der im Jahr 2009 als kleine Initiative begann, betreut inzwischen 14 Schulen und rund 1.500 Kinder und Jugendliche in Österreich und im europäischen Ausland.

Tag der offenen Tür

„Es freut mich, dass es an einem der spannendsten Orte der Stadt gelungen ist, einen Ort der Begegnung zu schaffen“, lobte Landau. Das Objekt 19 wurde von dem gemeinnützigen Bauträger Heimat Österreich in den vergangenen Monaten renoviert und umgestaltet, die Caritas ist als Mieter dort einquartiert.

Zwei Einrichtungen der Caritas - das Atelier 10, das Künstler unterstützt, sowie die Schule für Sozialbetreuungsberufe - befinden sich bereits auf dem Gelände. Sie alle können beim Tag der offenen Tür am Samstag besucht werden.

religion.ORF.at/APA/KAP

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