Papst fordert Abschaffung der lebenslänglichen Haft

Der Papst empfing am Donnerstag eine Delegation der Internationalen Vereinigung von Strafrechtlern und hat für die Abschaffung der lebenslänglichen Haftstrafe plädiert. Dies sei eine versteckte Todesstrafe, meinte er.

Christen sollten sich nicht nur gegen die Todesstrafe einsetzen, sondern sich gleichzeitig für menschenwürdigere Gefängnisse engagieren. Auch in Europa seien Probleme im Strafvollzug nicht unbekannt. "Es geht darum, dass auch die Würde jener respektiert wird, die im Gefängnis sitzen.

Dieses Konzept verbinde ich mit der lebenslänglichen Haftstrafe: Im Vatikan haben wir im Strafgesetz diese Art von Strafe abgeschafft. Denn die lebenslängliche Haftstrafe ist eine versteckte Todesstrafe", sagte der Papst.

Illegalität der Untersuchungshaft

"Die Untersuchungshaft ist heute - wenn sie als verfrühte Strafe vor der Verurteilung missbraucht wird oder als Maßnahme gegenüber einem mehr oder weniger Verdächtigten angewandt wird - eine Art illegale versteckte Strafe, die nur den Anschein von Legalität hat.

Und das ist besonders in einigen Ländern ein schlimmes Problem, wo sich über 50 Prozent der Inhaftierten in Untersuchungshaft befinden. Das verschlimmert die Lage der Gefängnisse, die dadurch unnötig überfüllt werden", meinte Franziskus. Es sei wichtig, dass jeder Richter immer mit Vorsicht sein Urteil ausspreche. Der Justiz dürfe es nicht in erster Linie darum gehen, die öffentliche Meinung zu besänftigen.

Treffen mit Häftlingen

Franziskus ist seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren bereits mehrfach mit Häftlingen zusammengetroffen. Seine Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) und Johannes Paul II. (1978-2005) hatten sich zwar ebenfalls für eine Abschaffung der Todesstrafe eingesetzt, nicht direkt jedoch für einen Verzicht auf die lebenslange Freiheitsstrafe.

Der Weltkatechismus (Katechismus der Katholischen Kirche/KKK) schließt die Todesstrafe in „schwerwiegendsten Fällen“ zum Schutz des Gemeinwohls nicht grundsätzlich aus. Zu lebenslänglicher Haft äußert er sich nicht.

religion.ORF.at/APA/KAP