Wenn die Toten kommen: Dia de Muertos

Zu Allerseelen gedenken Christen ihrer Verstorbenen, man besucht Friedhöfe. Auch in Mexiko gedenkt man am 2. November der Toten, aber nicht etwa grau und traurig, sondern bunt und fröhlich. In Wien kann man den Dia de Muertos im Weltmuseum begehen.

Das Gedenken an die Verstorbenen gehört zum ältesten religiösen Verhalten der Menschheit. Ist in weiten Teilen der westlichen Welt der Tod ein Tabuthema, das in erster Linie mit Trauer, Verlust und Angst verbunden ist, holt man in Mexiko die Toten bewusst heran, hält Kontakt mit ihnen und gibt ihnen an diesem Tag einen Platz im Leben. Durch die Verbindung indigener Traditionen und Vorstellungen mit dem christlichen Allerseelen-Gedenken wird in Mexiko der Dia de Muertos am 1. und 2. November begangen - als freudiges Ereignis.

Als bunte Skelette geschminkte Frauen und bunte Altäre zum mexikanischen "Tag der Toten"

Latinidade Austria

Farbenfrohe Bemalungen und Verkleidungen gehören zum Dia de Muertos

Der Tod als Teil des Lebens

Der Dia de Muertos wird in Mexiko als eines der größten Feste gefeiert und ist ein gesetzlicher Feiertag. Dem Volksglauben nach kommen an diesem Tag Verstorbene ins Diesseits zurück, um ihre Familien zu besuchen. „Mexikaner empfinden den Tod als Teil des Lebens und glauben, er sei genauso wichtig wie das Leben selbst“, heißt es dazu in der Einladung zum „Dia de los Muertos“ im Weltmuseum Wien. Der Tag der Toten wird deshalb alles andere als trüb und schwermütig begangen - er ist ein buntes, fröhliches Fest.

„Dia de los Muertos“ in Wien

Tag der Toten aus Mexiko am 1. und 2. November im Weltmuseum Wien, Neue Burg, Heldenplatz, 1010 Wien.

Auf Friedhöfen, Gräbern und zu Hause werden eigens aufgebaute Totenaltäre, sogenannte Ofrendas, mit Blumen und den Lieblingsspeisen der Verstorbenen, geschnitzten Papierfiguren und Mustern, Kerzen, lächelnden Skeletten, Zuckerwerk in Form von Totenschädeln, Fotos und „Pan de Muerto“ („Totenbrot“, ein süßes Gebäck) dekoriert, um den Verstorbenen den Weg zu den Lebenden zu weisen.

Als bunte Skelette geschminkte Frauen und bunte Altäre zum mexikanischen "Tag der Toten"

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Altar mit dem Bild der „Catrina“

Eine zentrale Rolle bei dem Fest für die Ahnen spielt die „Catrina“ - ein Skelett in Damenkleidern samt Hut im kolonialen Stil. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Figur war ursprünglich als Verspottung der mexikanischen Oberschicht gedacht, wurde aber zum Symbol für den Dia de Muertos.

Picknick auf dem Friedhof

Da angenommen wird, dass die Ahnen Glück oder Unglück, gute oder schlechte Ernten, Gesundheit oder Krankheit bewirken können, wird darauf geachtet, sie positiv zu stimmen. Die Seelen der Toten sollen deshalb all die Dinge vorfinden, die ihnen zu Lebzeiten gefallen und geschmeckt haben. Straßen, Geschäfte und Häuser werden mit Laternen und Skeletten aus verschiedenen Materialien geschmückt.

Die Feierlichkeiten werden sowohl spirituell als auch künstlerisch ausgestaltet. In manchen Teilen Mexikos treffen sich die Familien bei den Gräbern der Toten zum Picknick. Die Begegnung von Lebenden und Toten wird als Bekräftigung der Rolle der Individuen in der Gemeinschaft verstanden. Der Beginn der Feierlichkeiten gilt in den meisten Regionen Mexikos besonders den Seelen verstorbener Kinder, danach erst werden die der Erwachsenen verehrt.

Totenschädel aus Zucker auf dem Altar

Reuters/Lucy Nicholson

Skelette und Totenschädel in allen Variationen - auch aus Zucker - prägen den Tag der Toten in Mexiko

Auch außerhalb Mexikos pflegen viele Mexikaner diesen Brauch, so auch in Wien, im Weltmuseum. Die Feierlichkeiten beginnen in Wien mit Musik, mexikanischem Markt, Speisen und Bastelworkshops am Abend des 1. November und dauern den ganzen 2. November an.

Das Brauchtum zum Tag der Toten wurde 2003 von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt und 2008 in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen.

religion.ORF.at

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