Allerheiligen: Ein Tag im Zeichen der „Zeugen“

Das Hochfest Allerheiligen geht auf die frühchristliche Verehrung von Märtyrern, wörtlich „Zeugen“, zurück. Für das heute übliche Totengedenken ist eigentlich Allerseelen vorgesehen.

Die katholische Kirche feiert an den beiden ersten Tagen im November Allerheiligen und Allerseelen. Der 1. November (heuer ein Samstag) gilt als hoher Festtag und ist im Unterschied zum 2. November eigentlich kein Tag des Totengedenkens.

Mit dem Hochfest Allerheiligen gedenkt die katholische Kirche nicht nur - wie der Name sagt - der heiliggesprochenen Frauen und Männer, sondern auch jener Menschen, die ihren Glauben eher unspektakulär und still gelebt haben. Die Gläubigen erinnern sich aber auch ihrer verstorbenen Angehörigen, schmücken Gräber und drücken damit ihre Zuversicht aus, dass die Menschen nach dem Tod in der Gemeinschaft mit Gott sind. Der eigentliche Tag des Totengedenkens ist aber Allerseelen.

Märtyrerverehrung als Ausgangspunkt

Allerheiligen ist von seiner Aussage her auf Ostern bezogen. Das Fest ist von dem Glauben geprägt, dass viele Menschen nach ihrem Tod ihr Lebensziel bei Gott erreicht haben und daher auch Heilige genannt werden können. Die Wurzeln des Festes finden sich im Orient, wo man schon im vierten Jahrhundert ein Gedächtnis aller Märtyrer beging.

Grablicht auf einem Friedhof

APA/Herbert Neubauer

Friedhofsbesuche gehören für viele Österreicherinnen und Österreicher zu Allerheiligen zur Tradition

Märtyrer bedeutet „Zeuge“ - der Begriff bezeichnet also auch wörtlich Gläubige, die aufgrund ihres Glaubens ermordet wurden. Die frühen Christen trafen sich an den Gräbern der Märtyrer und verehrten später deren Reliquien. Um die zunehmende überschwängliche Personenverehrung in den folgenden Jahrhunderten einzudämmen, wurden die Heiligsprechungsverfahren eingeführt.

An verschiedenen Tagen gefeiert

Das Datum von Allerheiligen war in den verschiedenen Teilkirchen unterschiedlich. So sind der Freitag nach Ostern, der 13. Mai und der Sonntag nach Pfingsten als Gedächtnistage überliefert. Die Ausbreitung des Festes hängt möglicherweise mit der Weihe des Pantheons in Rom zu einer Kirche zu Ehren der Mutter Gottes und aller heiligen Märtyrer durch Papst Bonifatius IV. im Jahr 610 zusammen. Der 1. November wurde im neunten Jahrhundert durch Ludwig den Frommen in Frankreich eingeführt. Die orthodoxen Kirchen feiern Allerheiligen nach wie vor am ersten Sonntag nach Pfingsten. In der evangelisch-lutherischen Tradition wird der „Gedenktag der Heiligen“ ebenfalls am 1. November gefeiert.

Allerseelen - kein Feiertag - hat seine Wurzeln im Gebet für die Verstorbenen, das bei den Christen seit dem zweiten Jahrhundert überliefert ist. Das eigentliche „Geburtsjahr“ des Allerseelen-Tages ist 998. In diesem Jahr setzte Odilo, Abt des Benediktinerklosters Cluny, für alle ihm unterstellten Klöster fest, dass am Tag nach Allerheiligen aller Verstorbenen durch Gebet und Messe zu gedenken sei. Dieses Gedächtnis breitete sich rasch über Frankreich, England und Deutschland aus.

Allerseelen: Erinnern an die Verstorbenen

Zu Allerheiligen und Allerseelen besuchen so viele Menschen die Friedhöfe wie zu keiner anderen Zeit im Jahr. Im christlichen Glauben ist aufgrund der Vorstellung von der Auferstehung nach dem Tod auch die Überzeugung verankert, dass die Toten in ihrem Sterben in die Hände Gottes fallen.

Im Mittelalter entwickelte sich allerdings eine Sorge um die Verstorbenen auf dem Weg zu Gott. Das Bild vom „Fegefeuer“ entstand - ein Reinigungsort der sündigen Seelen, bevor sie zu Gott kommen. Daher betete man auch für die „armen Seelen“.

Halloween

Der Ursprung des Halloween-Festes ist der keltische Neujahrstag am 1. November. In Britannien, Irland und Nordfrankreich gedachte man der Toten. Der Name des Festes ist eine Veränderung von „Allerheiligen“ („all hallow souls“ oder „all hallow eve“ - Vorabend von Allerheiligen). Um böse Geister abzuwehren, zogen die Menschen von Haus zu Haus mit ausgehöhlten Kürbissen, die, von innen beleuchtet, grimmige Grimassen zeigten.

Die Katholische Jungschar gibt Anregungen zum Umgang mit dem Halloween-Fest. Die Katholische Jugend organisiert an diesem Abend eine „Nacht der 1.000 Lichter“. Österreichweit laden Lichterwege zum Nachdenken, Meditieren und Beten ein. Im Mittelpunkt stehen in der Nacht auf Allerheiligen festbezogen die Themen Tod, Trauer, aber auch das Leben.

religion.ORF.at/KAP/APA