Patriarch Bartholomaios I. besucht Österreich

Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., besucht von 6. bis 11. November Österreich. Grund des Besuchs ist das 50-Jahr-Jubiläum der Stiftung Pro Oriente.

Im Vorfeld seines Österreich-Besuchs würdigte der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel gegenüber österreichischen Journalisten in Istanbul die Verdienste der Stiftung Pro Oriente, die seit ihrem Bestehen ganz wesentlich zur Versöhnung und zum Dialog zwischen orthodoxer und katholischer Kirche beigetragen habe.

Die Stiftung Pro Oriente wurde 1964 von Kardinal Franz König gegründet und verschrieb sich von Beginn an der Überwindung der Ost-West-Grenzen, vor allem im kirchlichen, aber auch im außerkirchlichen Bereich. Wien galt als Brücke zum Osten, und das wusste Kardinal König zu nutzen, um bereits zu Zeiten des Kalten Krieges ein weitreichendes Netzwerk aufzubauen, das sich bis heute als tragfähig erwiesen hat.

Dank an andere Kirchen

Neben der Stiftung hob Bartholomaios beim Pressegespräch in Istanbul auch die Bemühungen des Wiener orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) hervor, der sich sehr um den weiteren Aufbau der orthodoxen Kirche in Österreich bemühe. Dank schulde die Orthodoxie dabei dem Staat Österreich und den anderen Kirchen im Land, die die orthodoxe Kirche auf vielfältige Weise unterstützen würden, sagte der Patriarch.

Patriarch Bartholomaios I. und Patriarch Kyrill I.

Reuters/Marko Djurica

Bartholomaios I.

Bartholomaios ging bei dem Pressegespräch auch auf den für Ende November geplanten Besuch von Papst Franziskus in der Türkei ein, warnte diesbezüglich aber vor überhöhten Erwartungen. Es werde beim Papstbesuch keine spektakulären Gesten geben. Die Deklaration, die bei dem Besuch unterzeichnet wird, werde aber ein wichtiger Wegstein in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen sein, so Bartholomaios.

Die bald 1.000-jährige Trennung der beiden Kirchen sei nicht von heute auf morgen zu überwinden, sagte das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche. Es sei noch nicht einmal 60 Jahre her, dass man sich gegenseitig eher als Feinde denn als Brüder verstanden habe. Dafür sei in den vergangenen Jahrzehnten schon viel Positives passiert. Freilich brauche es nun auch substanzielle Fortschritte, mahnte der Patriarch ein.

Enttäuschung über Dialog-Blockaden

Enttäuscht zeigte sich Bartholomaios in diesem Zusammenhang über die jüngste Vollversammlung der Internationalen Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche in der jordanischen Hauptstadt Amman. Bei der Dialogrunde im September war es nicht gelungen, ein gemeinsames Dokument zu den Grundfragen der Kirchenverfassung zu verabschieden.

In den Diskussionen hatte sich herausgestellt, dass in der Frage des Primats - und damit der Rolle des Bischofs von Rom in der Weltkirche - die ernsthaften Meinungsunterschiede nicht überwunden werden konnten, obwohl alle katholischen - und sehr viele orthodoxe - Delegierte für den Text waren. Bartholomaios räumte in diesem Zusammenhang „innerorthodoxe Schwierigkeiten“ ein.

Wien, Carnuntum, Burgenland

Bartholomaios wird während seines Aufenthalts in Österreich Wien, Carnuntum und das Burgenland besuchen. Am Samstag, 8. November, wird mit einem Festgottesdienst in der Schottenbasilika und einem Festakt im Großen Festsaal der Universität Wien das 50-Jahr-Jubiläum von Pro Oriente gefeiert. Beim Festakt werden neben Bartholomaios auch der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II., der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und Kardinal Christoph Schönborn das Wort ergreifen.

Schon am Freitag, 7. November, wird Patriarch Bartholomaios I. an einer ökumenischen Gedenkfeier in Carnuntum für die Opfer der Christenverfolgungen von der Antike bis zur Gegenwart teilnehmen. Weiters wird der Patriarch im Rahmen seines Besuchs auch Gottesdienste mit den griechisch-orthodoxen Gläubigen feiern und das Grab von Metropolit Michael (Staikos) am Wiener Zentralfriedhof aufsuchen.

Am Dienstag, 11. November, besucht Bartholomaios I. das Burgenland. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Burgenlandes und der Diözese Eisenstadt, dass ein Ökumenischer Patriarch seinen Fuß auf pannonischen Boden setzt. Der Patriarch wird um 9 Uhr gemeinsam mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics am Festgottesdienst im Eisenstädter Dom zum Martinifest teilnehmen.

Erstes orthodoxes Kloster im Burgenland

Im Burgenland wird das erste orthodoxe Kloster in Österreichs entstehen. Die Diözese Eisenstadt stellte dafür ein Grundstück in St. Andrä am Zicksee zur Verfügung - mehr dazu in Erstes orthodoxes Kloster Österreichs im Burgenland. Die Vorbereitungen für den Klosterbau sollen noch im November beginnen.

Patriarch Bartholomaios wird bei seinem Burgenlandbesuch das Grundstück besichtigen und mit Vertretern der katholischen Pfarrgemeinde von St. Andrä zusammentreffen. Der Besuch im Burgenland ist zugleich der Abschluss des Österreich-Besuchs des Patriarchen. Bartholomaios wird unter anderem auch mit Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn zusammentreffen.

religion.ORF.at/KAP

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