Papst: Exorzismus steht für „Liebe und Offenheit“

Exorzismus steht dem Papst zufolge für die „Liebe und Offenheit der Kirche für Menschen, die unter dem Bösen leiden“. Das schreibt er in einem Brief an die Internationale Exorzistenvereinigung.

Radio Vatikan zitierte am Dienstag aus dem Schreiben. Der Verband hatte am Wochenende in Rom seine erste Konferenz nach der offiziellen kirchenrechtlichen Anerkennung abgehalten. Über 300 Exorzisten aus der ganzen Welt nahmen daran teil, wie der Psychiater Valter Cascioli gegenüber Radio Vatikan erläuterte. Cascioli ist der Pressesprecher der Exorzistenvereinigung, zu der nicht nur Priester gehören. Der Papst hatte im Juli 2014 den Internationalen Exorzistenverband offiziell anerkannt.

Kampf gegen den Feind Gottes

„Wir stellen fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Menschen mit großen sozialen, psychologischen, spirituellen und moralischen Problemen einen Exorzisten aufsuchten“, führte Cascioli aus. Mit einer zunehmenden Abkehr der Gesellschaft vom Glauben und der Kirche wüchsen zugleich Zweifel an der Existenz des Teufels, so Cascioli. Doch tue der Kampf gegen den Feind Gottes immer mehr Not, so die Überzeugung des Sprechers.

Die moderne Gesellschaft befinde sich in einem äußerst kritischen historischen Moment, in dem Oberflächlichkeit, ein verschärfter Individualismus und Säkularismus herrschten, so Cascioli. Das Dämonische habe insbesondere auf jüngere Generationen und Familien Einfluss. Es trenne die Menschen nicht nur von Gott, sondern auch voneinander.

Halloween „Vorstufe des Satanismus“

Am Rande der Konferenz in Rom wandte sich einer der Teilnehmer auch gegen die bevorstehenden Halloween-Feiern. Die aus den USA stammenden Halloween-Bräuche, die zunehmend auch bei jungen Europäern Anklang fänden, seien die „Vorstufe des Satanismus“, betonte der italienische Exorzist Aldo Buonaiuto im Interview mit der Tageszeitung „La Nazione“ am Mittwoch.

Die Feier in der Nacht auf 1. November habe ihre „Wurzeln in der heidnischen Geisterverehrung und in einem keltischen Todesgott“. „Viele denken, dass Halloween lediglich eine Art Fasching ist. Dahinter steckt jedoch eine unterirdische Welt, die Okkultismus mit Geschäft verbindet. Für Sekten ist Halloween die große Gelegenheit, um neue Anhänger zu gewinnen“, warnte der Priester.

Die katholische Kirche feiert am 1. November Allerheiligen zum Totengedenken. Gegen die zunehmende Popularität von Halloween startete Buonaiuto die Initiative „Holyween“. „Wir laden die Gläubigen auf, sich in der Nacht zu Allerheiligen an Messen und Gebetswachen zu beteiligen, um die Heiligen zu feiern, die das Böse besiegt haben. Sie sind Beispiele für die Christen“, sagte Buonaiuto.

Nicht so spektakulär wie im Film

Die Tradition des Exorzismus im Christentum geht auf das Neue Testament zurück, das von Dämonenaustreibungen durch Jesus berichtet. Laut katholischer Lehre können Teufel und Dämonen von einer Person Besitz ergreifen.

Der landläufig als Exorzismus bekannte „feierliche“ oder "Große Exorzismus“ wird im Vergleich relativ selten und regional mit sehr unterschiedlicher Häufigkeit eingesetzt. Es geht dabei laut entsprechender Lehre darum, einen Menschen durch rituelles Gebet aus der Gewalt „dämonischer Mächte“ zu befreien. Zuvor muss eine psychische Erkrankung des Patienten als Grund für dessen Symptome ausgeschlossen werden - mehr dazu in Exorzismus: Der Kampf gegen das Böse.

religion.ORF.at/KAP/APA

Mehr dazu: