Papst: „Teufel ist der Anti-Vater“

Das Verbindende der Christen ist die Taufe. Zugleich gebe es auch einen Vater der Lüge, „den Anti-Vater, den Teufel“, so Franziskus. Christus werde helfen, „dass das, was uns trennt, nicht zu sehr trennt“.

Der Papst äußerte sich bei einer Begegnung mit der „Ark Community“, einer Gründung der Gemeinschaft der Evangelikalen Episkopalkirchen (CEEC). Das Treffen fand bereits Mitte Oktober statt, Radio Vatikan berichtete darüber am Donnerstag, auch im Blick auf die evangelischen Reformationstagsfeiern am 31. Oktober.

Das Verbindende zwischen den christlichen Kirchen sei dieselbe Taufe, die „viel wichtiger als unsere Unterschiede“ sei, betonte der Papst: „Wir alle glauben an Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist, und wir alle haben den Heiligen Geist, der in uns betet.“

Lüge und Spaltungen

Zugleich gebe es aber auch einen Vater der Lüge und der Spaltungen, „den Anti-Vater, den Teufel“, so Franziskus. Christus werde den Gläubigen jedoch dabei helfen, „dass das, was uns noch trennt, uns nicht allzu sehr voneinander trennt“.

Ein Video-Mitschnitt der Begegnung wurde auf dem Internetportal Youtube veröffentlicht. Franziskus forderte auf, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen. Wer den Blick nur auf die Unterschiede richte, sündige gegen den Willen Christi, so der Papst.

Ein gemeinsames Vorangehen in theologischen Fragen sei nicht Vorbedingung für ökumenisches Handeln, solle aber ebenso angestrebt werden, betonte Franziskus - „und jeder von uns hat exzellente Theologen“, so der Papst. Dass er wiederholt die Evangelikalen als „Kirchen“ bezeichnete, werten Beobachter als bislang ungewöhnlich für einen Papst.

Papst Franziskus im Vatikan

APA/EPA/CLAUDIO PERI

Erst jetzt wurden Einzelheiten des Treffens zwischen Papst Franziskus und der „Ark Community“ öffentlich

„Lutheraner bei lebendigem Leib verbrannt“

Gleich zur Begrüßung lobte der Papst den Mut seiner Besucher. Bei der Begegnung mit einem lutherischen Bischof in der Synodenaula habe er ihm scherzhaft gesagt: „Du bist ein mutiger Mann! In früheren Jahrhunderten wurden Lutheraner hier bei lebendigem Leib verbrannt“, so Franziskus wörtlich.

Bei der Begegnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta erinnerte Franziskus an die Christenverfolgung während der kommunistischen Diktatur in Albanien, über die ihm Zeitzeugen während seiner dortigen Besuchs im September berichtet hatten. „Die fragten damals nicht: ‚Bist du katholisch oder orthodox?‘ Sondern das ging so: ‚Du bist Christ?‘ Bumm!“, erläuterte der Papst die „Ökumene des Blutes“, die es aktuell auch in vielen Regionen Afrikas und des Nahen Ostens gebe.

Missionspapier für 2017 in Vorbereitung

Offizieller Anlass der Begegnung war der Dank für die Anteilnahme des Papstes zum Tod Bischof Anthony Palmer, dem Ökumene-Beauftragten der evangelikalen Anglikaner und Freund des Papstes aus dessen Zeit in Argentinien, im vergangenen August. Palmers Witwe Emiliana und ihr Sohn Daniele waren bei der Begegnung im Vatikan anwesend, ebenso wie der evangelikal-anglikanische Erzbischof von Oklahoma, Robert Wise.

Franziskus hatte Palmer zusammen mit anderen Repräsentanten der evangelikalen und pfingstkirchlichen Bewegung gebeten, an einem Entwurf für ein gemeinsames Missionspapier von Evangelikalen und dem Vatikan zu arbeiten, das zum Reformationsgedenken 1517/2017 in drei Jahren unterzeichnet werden soll. Die Idee wird weiter verfolgt; laut deutschem evangelischen Pressedienst „idea“ soll darüber bei einem Treffen von Vertretern der Evangelikalen Weltallianz mit dem Papst am 6. November gesprochen werden.

Der Dialog von Franziskus mit Vertretern der Evangelikalen hat in dessen Pontifikat bereits mehrere Stationen absolviert. So hatte er etwa Ende Juli die evangelikal-pfingstkirchliche Versöhnungsgemeinde in Caserta bei Neapel besucht und dabei um Vergebung für Verfehlungen gebeten, die Katholiken der Pfingstbewegung gegenüber begangen haben.

religion.ORF.at/KAP

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