Novemberpogrom: „Nacht der erhellten Synagogen“

Zum Gedenken an die Ereignisse der Pogromnacht 1938 erinnern in der „Nacht der erhellten Synagogen“ Lichtinstallationen und Mahnwachen an die Zerstörung durch die Nationalsozialisten.

Dazu wird auf einigen jener Plätze im zweiten Wiener Gemeindebezirk, an denen vor ihrer Zerstörung durch die Nazis während der Pogromnacht („Reichskristallnacht“) Synagogen oder Bethäuser standen, ein Lichtstrahl den Himmel erhellen und an die brennenden Synagogen erinnern. An 16 Standorten werden Mahnwachen und Soundinstallationen stattfinden.

„Neuer antisemitischer Schub“

Seit Sommer 2014 werde Europa von einem neuen antisemitischen Schub erschüttert, schreibt die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in einer Presseaussendung: „1938 darf nie wieder passieren! Wir können und dürfen die Vergangenheit nicht ruhen lassen, wenn in Europa wieder moralische Grenzen überschritten werden und das Wort ‚Saujud‘ auf Auslagen jüdischer Geschäfte geschmiert wird!“, so die Aussendung vom Dienstag weiter.

Rekonstruktion des Leopoldstädter Tempels anlässlich des Gedenkens an das Novemberpogrom 1938

APA/Herbert Pfarrhofer

Rekonstruktion des Leopoldstädter Tempels im November 2013 anlässlich des Gedenkens an das Novemberpogrom

Religiöses jüdisches Leben brutal vernichtet

Bis zum 9. November 1938 hätten sich in Wien sechs architektonisch eindrucksvolle jüdische Tempel, 18 von Tempelvereinen gegründete Vereinssynagogen und 78 Bethäuser befunden, so die IKG. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten diese Einrichtungen in immer größere Gefahr.

„Nacht der erhellten Synagogen“

Am 9.11.2014, 17.00 bis 21.30 Uhr, Abschlusszeremonie um 18.30 Uhr, Tempelgasse 5, 1020 Wien

Mahnwachen:

Zirkusgasse 22 (ehemals Sefardim-Synagoge), Pazmanitengasse 6 (ehemals Aeschel Awrohom, Große Schiffgasse 8 (ehemals Adas Isroel), Leopoldsgasse 29 (ehemals Beth Israel), „Polnischer Schul“ Malzgasse 16 (ehemals Beth Hamidrasch), „Talmud Thora“ Tempelgasse 3 (ehemals Leopoldstädter Tempel)

Die Aggression gegen die jüdische Gemeinde in Wien gipfelte schließlich im Novemberpogrom von 1938. In der Nacht vom 9. auf den 10. November standen Synagogen und Bethäuser, mit Ausnahme des Stadttempels in der Seitenstettengasse in der Inneren Stadt, in Flammen. Das jüdische religiöse Leben wurde durch brutale Gewalt und Brandlegung vernichtet.

In Wien wurden im Verlauf des Pogroms, der hier nicht nur eine Nacht, sondern mehrere Tage dauerte, 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, zerstört und beschlagnahmt. Insgesamt 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon wurden in das Konzentrationslager Dachau deportiert.

religion.ORF.at

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