„Pfaffenheini“ verstört Gemeinde: „Versöhnungszeit“

Im seit Jahren schwelenden Konflikt in der Pfarre Wien-Penzing wurde bis zum Sommer 2015 eine „Versöhnungszeit“ anberaumt. Ein Teil der Gemeindemitglieder stößt sich an der Art des Pfarrers.

Der ORF-„Report“ zeigte am Montag einen Bericht über die Situation in der Pfarre St. Jakob in Wien-Penzing. Konfliktpunkt ist die Art des Pfarrers Christian Sieberer, die einige Gemeindemitglieder nicht gutheißen. Etwa 60 Mitglieder hätten die Gemeinde bereits verlassen, so der „Report“. Auch sollen etwa diejenigen, die nicht mit dem Pfarrer auf einer Linie waren, geschasst worden sein. Im Sommer 2014 seien dann Ministranten für Tätigkeiten des erkrankten Mesners herangezogen worden, der Tonfall den Kindern gegenüber sei harsch gewesen und habe hauptsächlich aus Kritik bestanden, lautet der Vorwurf des mittlerweile abgesetzten Pfarrgemeinderats. Die Ministranten streikten daraufhin.

Probleme mit „Pfaffenheini“ bekannt

Der Erzdiözese Wien seien die Probleme seit längerem bekannt gewesen, schließlich habe diese aber nicht den Pfarrer, sondern den Pfarrgemeinderat abgesetzt, hieß es im „Report“. Der als erzkonservativ geltende Sieberer bezeichnet sich selbst als Exorzist, er hält lateinische Messen, ist im Internet mit einem eigenen YouTube-Kanal unter dem Namen „pfaffenheini“ präsent und besucht als Seelsorger Prostituierte auf der Straße. Die Erzdiözese Wien steht hinter Sieberer, auch wenn Generalvikar Nikolaus Krasa sich im „Report“ sichtlich schwer tut, in der Sache Stellung zu beziehen.

"Pfaffenheini" auf youtube

ORF Report

Der erzkonservative Priester Christian Sieberer alias „pfaffenheini“

Der für die Pfarren der Stadt Wien zuständige Bischofsvikar Dariusz Schutzki hat am Mittwoch in Reaktion auf den ORF-Bericht an die Kontrahenten appelliert, „sich zum Wohl der Pfarrgemeinde um ein gutes Miteinander zu bemühen“. Die Diözesanleitung habe entschieden, „für einen Versuch des begleiteten Miteinanders zu optieren“, teilte der Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, mit.

„Bewährungszeit für den Pfarrer“

Die Versöhnungszeit solle „gleichzeitig eine Bewährungszeit für den Pfarrer“ darstellen. Ihm seien Auflagen hinsichtlich seines Führungsstils sowie der Auftrag erteilt worden, „seinen Kritikern die Hand zu reichen“. Dechant Georg Fröschl sei beauftragt worden, über den Versöhnungsprozess zu wachen. „Um die verfahrene Situation zu deblockieren und den Neuanfang möglich zu machen, wurde im Gegenzug der Pfarrgemeinderat durch ein Ersatzgremium ersetzt“, erklärt Prüller.

In ihrer Stellungnahme bestätigt die Erzdiözese Wien, „dass tatsächlich das Vertrauensverhältnis zwischen dem sehr aktiven Pfarrer und Teilen der sehr engagierten Pfarrgemeinde schwer gestört war“. Das habe eine vom Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, angeordnete Visitation der Pfarre ergeben. Die Konflikte hätten „teils tiefsitzende Verletzungen zur Folge“, aber auch Vermittlungsversuche etwa durch Generalvikar Krasa oder Bischofsvikar Schutzki. „Nachdem die Konflikte in einem Streit um die Ministrantendienste vor dem Sommer 2014 einen neuen Höhepunkt gefunden hatten“, sei die Visitation erfolgt.

Versöhnungsprozess bekommt Zeit

Abseits eines „Schwarz-Weiß-Bildes“ habe sich dabei auch gezeigt: „Teile der Pfarre funktionieren gut, und der Pfarrer unterhielt auch mit Teilen der Pfarrgemeinde ein offenbar weitgehend friktionsfreies Verhältnis.“ Über den nun laufenden Versöhnungsprozess teilte Prüller mit, dieser brauche Zeit, tiefsitzende Verletzungen könnten nicht von heute auf morgen geheilt werden.

Bis zum kommenden Sommer solle geklärt sein, „ob ein für das Gedeihen der Pfarre nötiges Miteinander wieder hergestellt werden konnte oder ob weitere Schritte der Diözesanleitung nötig sein werden“. Noch seien viele gegenseitige Vorbehalte nicht ausgeräumt und auch noch nicht alle Auflagen des Pfarrers erfüllt - „aber das war auch so schnell nicht zu erwarten“, so Prüller.

religion.ORF.at/KAP

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