„Am Sonntag bist du tot“: Versuch einer Abrechnung

Ein irischer Priester hat eine Woche Zeit bis zu seiner angedrohten Ermordung. Er soll, unschuldig, für die Taten eines bereits verstorbenen Kollegen büßen. Der Film läuft am Freitag in den österreichischen Kinos an.

Eine windgepeitschte Küste, sattgrüne Landschaften - und das abendliche Whiskeytrinken im Pub – all das kommt in dem Film „Am Sonntag bist Du tot“ von Regisseur John Michael McDonagh vor, und doch werden hier keine Klischees bedient. Der Film behandelt vielmehr gleich mehrere Tabuthemen: sexuellen Missbrauch durch Geistliche, Morddrohungen gegen einen Unschuldigen und einen katholischen Priester, der eine Tochter hat.

Screenshots aus dem Film "Am Sonntag bist du tot"

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Father James (Brendan Gleeson) und seine Filmtochter Fiona (Kelly Reilly)

Die Schlüsselszene spielt sich in einem geschützten, anonymen Rahmen ab - im Beichtstuhl. Dort berichtet ein Mann, er sei als Kind jahrelang von einem Geistlichen missbraucht worden. Und deshalb wolle er jetzt jemanden töten. Nicht den Täter von damals, sondern einen anderen, einen guten Priester - und zwar den, der ihm gerade die Beichte abnimmt. Das Beichtgeheimnis hindert den Priester daran, die Polizei einzuschalten, und so ist er ganz auf sich allein gestellt.

Plakat zum Film "Am Sonntag bist du tot"

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„Am Sonntag bist du tot“ läuft ab 28.11.2014 in den österreichischen Kinos

Eine Woche bis zur Ermordung

Von diesem Moment an begleitet die Story Father James, dargestellt von dem irischen Schauspieler Brendan Gleeson, durch seinen Alltag. Der Zuschauer nimmt an seinen Unterredungen mit seinem jüngeren Kollegen, an seinen Gespräche mit Gläubigen, an seinen Krisen teil, die durchaus auch mit Gewalttätigkeit verbunden sind. Außerdem sind da die stillen Momente mit Fiona (Kelly Reilly). Sie ist die Tochter des katholischen Geistlichen - und das ganz ohne Heimlichkeiten, denn, so erfährt man im Lauf der Handlung, Father James ist Witwer und hat sich erst nach dem Tod seiner Frau der Priesterausbildung zugewandt.

Eine Woche räumt der Mann dem Priester ein, um seine Dinge zu regeln. Sieben Tage hat er bis zu seiner Ermordung. Wird es dazu überhaupt kommen? Soll er besser die Flucht ergreifen? Soll er sich zur Wehr setzen? Mit Fragen wie diesen schlägt sich Father James herum. Gleichzeitig kommt er hemdsärmelig, pragmatisch und ausgesprochen sympathisch seiner Tätigkeit als Seelsorger nach.

Blicke hinter die Fassaden

In einer Gesellschaft, die sich zwar nach außen hin der katholischen Kirche verbunden gibt, zeigt sich hinter der Fassade viel Ablehnung, bis hin zu tiefster Abscheu angesichts des Missbrauchsskandals, der Irland auch real tief erschüttert hat. Regisseur und Drehbuchautor McDonagh verarbeitet die Auswirkungen, die diese Skandale hinterlassen haben. Father James versucht trotz aller Anfechtungen das für ihn Richtige zu tun, das er als Konsequenz seiner Berufung versteht.

„Wir leben in einer seltsamen Zeit. Heute fällt es den Leuten schwer, an Helden zu glauben. Ich habe als Schauspieler schon viele Anti-Helden verkörpert. ‚Am Sonntag bist du tot‘ schwimmt gegen den Strom. Es ist fast schon revolutionär, einen unbescholtenen Priester, der nur Gutes tun will, ins Zentrum zu rücken. Die Dreharbeiten waren für mich emotional und unbarmherzig. Wenn man eine Figur spielt, die ständig angegriffen wird und sich für die Sünden anderer Menschen opfern soll, braucht man ein dickes Fell“, sagt Hauptdarsteller Gleeson über den Film.

Plakat zum Film "Am Sonntag bist du tot"

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Brendan Gleeson alias Father James Lavelle

Der Schauspieler Aidan Gillen, im Film ein zynischer Arzt, bezeichnet „Am Sonntag bist du tot“ als „schwarze Komödie“. „Er (Father James; Anm.) ist einfach ein Unbeugsamer - aber keiner, der sich dabei lächerlich macht. Er tut die Dinge auf seine Art. Und ich finde es toll, einen Priester zu sehen, der Alkohol trinkt und laut schimpft. So ein Priester ist menschlich. Und genau das sollte ein Priester sein“, so Gillen.

Auf ebenso eindrückliche wie unaufdringliche Weise wird hier ein Stück Menschenleben ausgebreitet. Die Geschichte eines sozusagen verborgenen Helden, der dasteht als Gegenpol zu Selbstsucht und Boshaftigkeit der anderen - in- und außerhalb der Kirche.

Brigitte Krautgartner, religion.ORF.at

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