Der neue Nikolaus: Lieb und ohne Bart

Wirbel um den Nikolaus: Die Katholische Jungschar hat im Vorfeld des Nikolaus-Tages Tipps für eine zeitgemäße Nikolaus-Darstellung veröffentlicht. Die kamen aber nicht überall gut an.

Eigentlich wollte die Katholische Jungschar Österreichs (KJSÖ) Erwachsenen dabei helfen, Kindern und Jugendlichen ein schönes Nikolausfest zu ermöglichen. In den seit 20 Jahren von der Katholischen Jungschar angebotenen Nikolaus-Schulungen, die Frauen und Männern gleichermaßen offenstehen, wird gelehrt, wie eine „zeitgemäße“ Nikolaus-Darstellung aussehen könne.

Zentraler Punkt: Alles, was Kindern Angst mache sei wegzulassen - auch der traditionelle Rauschebart, wenn nötig. Doch besonders das Weglassen des Barts hat in den vergangenen Tagen einige Gemüter erhitzt. Die Katholische Jungschar hat nun mit einer Stellungnahme auf die Kritik reagiert: „In den letzten Tagen wurden die Vorschläge der Katholischen Jungschar, wie heutzutage eine für Kinder gestaltete Nikolausfeier aussehen sollte, teilweise recht kontroversiell diskutiert“, heißt es in der Aussendung.

Die Organisation kritisiert, dass die Forderung nach einem angstfreien Fest zu der Forderung „Weg mit dem Bart“ vereinfacht wurde. Der Nikolaustag sei für Kinder ein besonderer Tag, „der keine Angst machen, sondern mit Freude erfüllt sein sollte“, erklärt Sara Dallinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs.

Angst machen sei „grausam“

Falls Kinder Angst vor dem Bart hätten, solle man ihn bitte weglassen. Denn wenn Kindern wissentlich Angst gemacht werde, sei das „grausam“. Dass Angstmachen und Erschrecken rund um den Nikolaus eine Rolle spielt, zeigt die Tradition. Denn schon den Kleinsten ist klar: Der Nikolaus kommt zu guten Kindern, der Krampus zu den schlimmen.

Genau das solle am Nikolaustag aber keinen Platz haben. "Kindern Angst zu machen und sie zu disziplinieren, ein angstmachender Krampus, Androhung von Schlägen mit der Rute oder ein „Sündenregister" mit angeblichen Verfehlungen haben in der Arbeit mit Kindern generell und deswegen auch beim Nikolausfest nichts verloren“, findet Dallinger.

Leider werde der Nikolaus viel zu oft als Disziplinierungsmaßnahme missbraucht. Die Katholische Jungschar verweist darauf, dass der Heilige Nikolaus kein Sündenregister, sondern eine goldene Bibel in Händen hält. Die Katholische Jungschar wolle das ursprüngliche Bild eines „menschenfreundlichen Beschützers“, der sich für Kinderrechte einsetze, ins Bewusstsein bringen.

Mehrere junge Frauen und Männer mit Bischofshüten als Hl. Nikolaus verkleidet

KJSÖ

Mehrere junge Frauen und Männer als Hl. Nikolaus verkleidet

Bestrafung und Belohnung

Der Nikolaus, der auf den im 4. Jahrhundert gelebten Bischof von Myra in der Provinz Lykien in der heutigen Türkei, zurückgeht, gilt als Schutzpatron der Kinder. Der Brauch, dass der Nikolaus Kindern Geschenke bringt, entstand im 14. Jahrhundert. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich daraus der Brauch, von Tür zu Tür zu gehen und die Kinder auf ihr Gewissen hin zu prüfen, sie zu belohnen oder zu bestrafen. Zu dieser Zeit entwickelte sich auch die Schreckensfigur des Krampus, Knecht Ruprechts oder des Klaubaufs.

Doch die Katholische Jungschar wolle die „ursprüngliche Intention des Heiligen“ für die Kinder erlebbar machen, heißt es in der Stellungnahme. Das soll in den Nikolaus-Schulungen, die auch dieses Jahr wieder angeboten worden sind, vermittelt werden. Schulungen, an denen seit Langem sowohl Frauen als auch Männer teilnehmen, betonte Sara Dallinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar, gegenüber religion.ORF.at.

Frauen als Heiliger Nikolaus

Denn dass auch Frauen den Nikolaus darstellen können, wurde in den Medien teils als eine neue, fortschrittliche Entwicklung dargestellt. Auch dieser Punkt habe der Katholischen Jungschar mitunter negative Rückmeldungen eingebracht. Es sei bereits „gelebte Praxis“, dass Frauen „bei uns auch den Nikolaus darstellen“, sagte Dallinger. „Das ist einfach Realität und da spricht auch nichts dagegen.“

Es habe aber auch viele positive Rückmeldungen auf die Hinweise der Katholischen Jungschar gegeben, sagte Dallinger. In vielen Kindergärten und in Österreich sind für gewöhnlich am 6. Dezember - weil der dieses Jahr auf den Samstag fällt, diesmal am 5. Dezember - Männer und Frauen als Nikolaus verkleidet unterwegs. Die Katholische Jungschar empfiehlt den Darstellern sich selbst mit dem Hl. Nikolaus vertraut zu machen.

Tipps für ein angstfreies Fest

Gerade das Nikolausfest sei ein Tag an dem Kinder Erwachsene oft mit verschiedenen Fragen konfrontieren. Es sei daher wichtig und hilfreich, wenn Erwachsene sich selbst über das Leben des Bischof Nikolaus informieren und zumindest zwei Legenden erzählen könnten. Schon im Vorfeld der Feier kann mit den Kindern über den Hl. Nikolaus gesprochen werden. Hilfreich seien da Bilderbücher.

Eltern bräuchten außerdem keine zu Angst haben ihre Kinder zu „entzaubern“, beruhigt die Katholische Jungschar. Der Bart könne abgenommen werden, wenn Kinder Angst davor haben. Kinder könnten auch bei der Verwandlung dabei sein. Sie müssten nicht glauben, dass der Nikolaus ein Wesen ist, das vom Himmel kommt.

Besonders eindringlich rät die Organisation davon ab den Hl. Nikolaus als Erziehungshilfe zu „missbrauchen“. Mütter und Väter würden oft mit dem Kommen oder eben Nicht-Kommen des Nikolaus drohen. Man solle zum Wohl der Kinder vom öffentlichen Aufzählen von „Sünden“ und von der Bedrohung durch den Krampus, der zum Teil hinter der Tür warte, Abstand nehmen. Das könne Kindern Angst machen. Außerdem würden Kinder es oftmals als Vertrauensbruch ihrer Eltern empfinden, wenn sie bemerkten, vom wem der Nikolaus seine Allwissenheit wirklich habe.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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