Geldstrafe für Femen-Protest im Kölner Dom
Das Kölner Amtsgericht sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass sich die heute 21-Jährige Hamburgerin Josephine Witt im Kölner Dom der Störung der Religionsausübung schuldig gemacht hatte. Die Aktivistin hatte während des katholischen Gottesdienstes am ersten Weihnachtstag vergangenen Jahres Parolen gerufen - nur mit einem Slip bekleidet und mit der Aufschrift „I am god“ (Ich bin Gott) auf den Brüsten. Nach wenigen Minuten wurde sie von den Ordnungskräften im Dom abgeführt.
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Christlich sozialisierte Atheistin
Mit 60 Tagessätzen à 20 Euro folgte das Gericht im Wesentlichen der Bewertung der Staatsanwaltschaft, die eine Geldstrafe von 1600 Euro gefordert hatte. Witt, eine Studentin der Zahnmedizin, verteidigte ihr Verhalten. Sie habe damit gegen die Missachtung von Frauenrechten in der katholischen Kirche und gegen Kardinal Joachim Meisners Einstellung zum Thema Abtreibung protestieren wollen. Sie selbst sei Atheistin, aber christlich sozialisiert.
In ihrer Nacktheit könne sie nichts Falsches erkennen, schließlich habe Michelangelo die Sixtinische Kapelle auch mit Nackten ausgemalt, sagte Witt. Die „Brutalität“ der „Kirchenmenschen“ habe sie überrascht. Ein Gottesdienstbesucher hatte sie geohrfeigt.
Störung in kaum zu überbietender Weise
Das Gericht beurteilte die Angeklagte nach dem Erwachsenenstrafrecht, auch wenn sie zur Tatzeit erst 20 Jahre alt war. Der Vorsitzende Richter Gerd Krämer sagte, sie habe den Gottesdienst in besonders grober und kaum zu überbietender Weise gestört. Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn sprach von einem „Ideologie-Delikt“.
Nach der Verhandlung sagte Witt, sie wisse noch nicht, ob sie gegen das Urteil Berufung einlegen werde. Wiederholen werde sie die Aktion nicht, weil es langweilig wäre, das gleiche noch einmal zu machen.
Femen polarisiert
Die aus der Ukraine stammende Gruppe Femen kämpft immer wieder mit nackten Brüsten für Frauenrechte und gegen Sexismus. Mit ihren provokanten Aktionen löst Femen heftige Kontroversen aus. Alice Schwarzer etwa schreibt in ihrem Blog, dass Femen mit ihren Methoden und Zielen „im Kern des Feminismus“ liege. Die Gruppe würde „auf subversive Art und Weise für zentrale feministische Anliegen“ kämpfen.
Die Publizistin Hannah Wettig konstatierte hingegen in der „linken Wochenzeitung“ „Jungle World“ bei Femen eine „sektenhafte, autoritäre Struktur“. Die Gruppe führe keine Diskurse, sondern stelle „immer gleiche Forderungen bar jeden Kontextes auf“. Ihr Fazit: "Nackt sein reicht nicht.“
religion.ORF.at/APA/DPA
Mehr dazu:
- Femen-Aktivistin wegen Oben-ohne-Protests angeklagt
(religion.ORF.at; 09.07.2014) - Kritik an barbusiger Protestaktion im Kölner Dom
(religion.ORF.at; 26.12.2013)