Schönborn: „Unierte Kirche wieder auferstanden“

Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat am vergangenen Donnerstag das Glaubensbekenntnis der griechisch-katholischen Kirche gewürdigt. In Österreich leben 10.000 unierte Gläubige.

Bei einem Gottesdienst im Stephansdom am vergangenen Donnerstag äußerte Kardinal Schönborn seine „große Freude über das Wiedererstehen der griechisch-katholischen Kirche“. Schönborn feierte einen Gottesdienst im byzantinischen Ritus mit den in Österreich tätigen Priestern und Gläubigen der griechisch-katholischen (unierten) Kirche.

Im Kommunismus habe die Kirche im Untergrund große Opfer bringen müssen und viele Märtyrer zu beklagen gehabt, sagte der Kardinal in seiner Predigt. Die Bischöfe, Priester und Gläubige die ihrer Kirche auch im Untergrund treu geblieben waren, hätten in dieser Zeit der Unterdrückung unvorstellbar viel Kraft gebraucht um „durchzuhalten“.

Auferstanden aus den Katakomben

Diese Kraft hätten sie im heiligen Geist gefunden, sagte Schönborn. Vor 25 Jahren sei die Kirche wieder „auferstehen aus den Katakomben“, nachdem sie beinahe „vernichtet“ worden wäre, sagte Schönborn. Um die Gläubigen in der Ukraine besonders auch in den jetzigen schwierigen Zeiten zu ermutigen, habe er von Papst Franziskus den Auftrag erhalten als päpstlichen Sondergesandter in die Ukraine zu reisen, sagte Schönborn.

Papst Franziskus hat Kardinal Schönborn mit dieser Mission anlässlich der bevorstehenden Feiern zum 25. Jahrestag der offiziellen Wiedererrichtung der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine betraut. Der Wiener Erzbischof wird den Papst bei den Feierlichkeiten am 10. Dezember in Kiew vertreten.

In Österreich leben rund 10.000 unierte Gläubige. Griechisch-Katholische Gemeinden gibt es in Wien, Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck. Die Zusammensetzung der Gläubigen habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, sagte Yuriy Kolasa Generalvikar für die unierten Katholiken in Österreich.

Unierte als Brückenbauer

Waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast ausschließlich Angehörige der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinden in Österreich, so lebten nunmehr Katholiken aus nahezu allen osteuropäischen Ländern und damit aus fast allen byzantinischen Kirchen in Österreich. Der Grund dafür liege am Zerfall des Kommunismus und den offenen Grenzen der Europäischen Union, sagte Kolasa. Der überwiegende Großteil der unierten Gläubigen (86 Prozent) gehöre auch weiterhin der ukrainischen Kirche an. Dahinter folge die rumänische griechisch-katholische Kirche (11 Prozent).

Kolasa hob die Bedeutung der unierten Kirchen für die Einheitsbemühungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche hervor. Die unierten Kirchen müssten eine Art Brückenfunktion ausüben. „Unsere Kirchen nahmen ihren Anfang an der Grenze zwischen zwei Welten: der westlichen lateinischen christlichen Welt und der östlichen orthodoxen christlichen Welt“, sagte Kolasa. Gerade Österreich sei ein sehr fruchtbarer Boden für die Begegnung verschiedener Kulturen und verschiedener Traditionen.

religion.ORF.at/KAP