Ermittlungen gegen ehemalige Manager der Vatikanbank

Die Vatikanbank hat wegen Untreuevorwürfen die Konten von früheren Managern einfrieren lassen. Bei internen Kontrollen seien verdächtige Vorgänge aus den Jahren 2001 und 2008 aufgefallen, teilte die Bank mit.

Die Vatikanbank IOR (Istituto per le Opere di Religione - Institut für die religiösen Werke) hat nach eigenen Angaben bereits vor einigen Monaten Anzeige gegen drei frühere Manager bzw. Anwälte der Einrichtung erstattet. Nun seien auch die Konten der Betroffenen eingefroren worden, wie aus dem Vatikan am Samstag bekannt wurde.

Kassahalle der Vatikanbank IOR

ORF/IOR

Sitz der Vatikanbank im Turm Nikolaus V. in unmittelbarer Nähe zum Apostolischen Palast

Das IOR wollte aber wegen der laufenden Ermittlungen keine weiteren Einzelheiten nennen. Italienischen Medienberichten zufolge wird gegen den früheren IOR -Präsidenten Angelo Caloia, Ex-Generaldirektor Lelio Scaletti und den Anwalt Gabriele Liuzzo ermittelt. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, den Verdächtigen werde Untreue vorgeworfen. Laut Medienberichten sollen sie bei Immobiliengeschäften der Bank bis zu 60 Millionen Euro unterschlagen haben.

Beschuldigter war Vertrauter von Kardinal Sodano

Der Staatsanwalt beschlagnahmte laut der Zeitung „Corriere della Sera“ vom Sonntag 16,8 Millionen Euro, die sich auf zwei von den Beschuldigten verwalteten Konten der Vatikanbank IOR befanden. Caloia und Scaletti sollen zwischen 2001 und 2008 insgesamt 29 Immobilien des IOR in Italien vor allem an Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen verkauft haben, die von ihnen selbst kontrolliert worden seien, so die Zeitung. Caloia, Jahrgang 1939, galt als enger Vertrauter von Kardinal Angelo Sodano.

Nahezu zeitgleich wurde aber auch berichtet, dass bei den Bemühungen um mehr Finanztransparenz im Vatikan, interne Kontrollore nach eigenen Angaben „Hunderte Millionen Euro“ entdeckt haben sollen, die bisher nicht in den Bilanzen aufgetaucht waren. Mehr dazu in Finanzreformer: „Hunderte Millionen“ im Vatikan entdeckt

Bankgeschichte voller Skandale

Die Vatikanbank steht seit langem wegen ihrer Intransparenz und wegen zahlreicher Skandale in der Kritik. Unter Papst Benedikt XVI. hat jedoch ein umfassender Reformprozess begonnen, den nun Papst Franziskus fortzuführen versucht. So berief Franziskus im Juni 2013 eine Kommission ein, die das Verhalten der Bank untersuchen und Vorschläge für Reformen vorlegen soll. Unmittelbarer Anlass waren Geldwäscheermittlungen der italienischen Behörden.

Im September 2014 wurde dann der neue Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR komplettiert. Ernannt wurden der Deutsche Clemens Boersig, die US-Amerikanerin Mary Ann Glendon und der Brite Michael Hintze. Präsident des Gremiums, das die Strategie des IOR festlegt und deren Geschäfte überwacht, ist der Franzose Jean Baptiste de Franssu. Er folgte im Juli auf den Deutschen Ernst von Freyberg, der die Leitung des Finanzinstituts nach knapp 17 Monaten mit intensiver Reformarbeit abgegeben hatte.

Während Freybergs Amtszeit publizierte die umstrittene Vatikanbank erstmals in ihrer Geschichte einen Jahresbericht und erstellte einen Internetauftritt. Alte Geschäftsführer mussten gehen, externe Experten durchforsteten die Konten, die Beziehungen zu mehr als 3.400 Kunden wurden beendet. Mit Stand Ende Juni verwaltete das Institut insgesamt noch sechs Milliarden Euro von 15.495 Kunden, wie die „Zeit“ berichtet. Freyberg beklagte aber zugleich auch Intrigen in der Führungsetage des Vatikans: „Manchmal hat man das Gefühl, dass sich gerade an der Kurie nicht nur die besten Köpfe, sondern auch große Intriganten tummeln“, wird er in einem Interview mit der deutschen „Bild“-Zeitung zitiert.

Erweitertes Kardinalsgremium

Bereits im März war die Kardinalskommission für das IOR, das auch in der Vergangenheit immer wieder durch undurchsichtige Finanzgeschäfte für Schlagzeilen gesorgt hatte, berufen worden. Deren Präsident ist nun Kardinal Santos Abril y Castello. Weiters gehören dazu Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Thomas Christopher Collins (Toronto) sowie Kardinal Jean-Louis Tauran und Kardinal Josip Bozanic.

In den kommenden zwei Jahren sollen das IOR-Statut überarbeitet und die Aktivitäten der Vatikanbank neu bestimmt werden. Ziel ist, dass sich die Bank auf Finanzberatung und Dienstleistungen für den Klerus, Kongregationen, Diözesen und Laienmitarbeiter des Vatikan konzentriert.

Vermögensverwaltung wird ausgegliedert

Die Verwaltung des Vermögens des IOR und anderer Institutionen im Vatikan soll unter Kontrolle einer neuen Behörde mit dem Namen VAM (Vatican Asset Management) gestellt werden. In einer ersten Phase soll die Behörde noch unter Aufsicht des IOR stehen, danach soll sie schrittweise in einem Zeitraum von circa zwei Jahren unabhängig werden. Die Verwaltung des Vermögens soll externen Experten anvertraut werden. Zugleich soll ein Buchprüfer für die vatikanischen Konten ernannt werden. Dies sieht ein Papst-Erlass vor, mit dem im Februar das Wirtschaftssekretariat eingerichtet wurde.

religion.ORF.at/KAP/APA

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