Vatikan veröffentlichte neuen Familien-Fragebogen

Der Vatikan hat am Dienstag einen Fragebogen mit 46 Fragen an Katholiken der ganzen Welt veröffentlicht. Er sei in Hinblick auf die für Oktober 2015 geplante Synode entworfen worden, so der Vatikan.

Der Fragebogen ist Teil des 26-seitigen ersten Vorbereitungsdokuments zur Bischofssynode im kommenden Herbst, der „Lineamenta“. Das Dokument wird jetzt den Bischofskonferenzen zugesandt. Die 46 Fragen drehen sich um Ehe, Familie und Sexualität. Der andere Teil ist das Abschlussdokument der zurückliegenden Synode (Außerordentliche Synode).

Die Synode wird von 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan tagen. Es handelt sich dabei um die zweite Versammlung der Kirchenväter nach der außerordentlichen Bischofssynode zur Familienpastoral, die Papst Franziskus im Oktober einberufen hat. 2015 wird die „Berufung und die Mission der Familie und der Kirche in der heutigen Welt“ das Thema sein.

Geschiedene und Homosexualität Themen

Der Fragebogen, der in den nächsten Tagen und Wochen an die Bischofskonferenzen der einzelnen Länder ergeht, befasst sich unter anderem mit der Thematik wiederverheirateter Geschiedener und der Homosexualität. „Wie widmet die Christengemeinschaft ihre Aufmerksamkeit Familien, die Mitglieder mit homosexuellen Neigungen haben? Wie kann man sich um Personen in derartigen Situationen kümmern und dabei jegliche ungerechte Diskriminierung vermeiden?“, lautet etwa die Frage Nummer 46, wie die APA am Dienst vermeldete.

Der Fragenkatalog solle verhindern, dass Bischöfe „ihre eigenen Vorstellungen von einer Seelsorge als reiner Anwendung der Lehre“ äußerten, die nicht die Folgerungen der Außerordentlichen Bischofssynode berücksichtige, hieß es vom Vatikan. Er solle den „nötigen Realismus“ fördern.

Behandlung auf Diözesen-Ebene

Der Vatikan überlässt es den einzelnen Bischofskonferenzen, in welchem Umfang sie bei der Beantwortung der Fragen die Gläubigen in den Diözesen einbeziehen. Die Bischofskonferenzen könnten „geeignete Wege wählen, um die Rezeption und die Vertiefung des Abschlussdokuments der zurückliegenden Synode sicherzustellen“, heißt es. Hierbei könnten auch akademische Einrichtungen, ortskirchliche Organisationen, Laienvereinigungen und andere kirchliche Instanzen beteiligt werden.

„Da die nächste Vollversammlung der Bischofskonferenz erst wieder im März stattfindet, wird unter den Bischöfen noch geklärt, wie die Kirche in Österreich mit dieser Vorgabe umgeht“, sagte der Wiener Erzbischof am Dienstag. Klar sei allerdings schon jetzt, „dass die Behandlung des Fragebogens und die Befassung mit dem Synodenthema wieder primär auf Ebene der Diözesen erfolgen wird“.

Der Fragenkatalog spiegelt den bisherigen Diskussionsstand nach der Bischofssynode wieder und enthält keine wesentlichen Neuerungen. Mit Blick auf den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen wird erneut festgehalten, dass eine vertiefte Prüfung der Praxis einiger orthodoxer Kirchen notwendig sei, welche die Segnung einer zweiten Ehe kennen.

Neue Vorgehensweise

Beim Thema Homosexualität werden, anders als in der ersten Umfrage, nicht mehr ausdrücklich gleichgeschlechtliche Partnerschaften thematisiert. Vielmehr geht es um die Pastoral für Familien, zu denen Personen mit homosexuellen Neigungen gehören. Die Fragen beziehen sich auf die jeweiligen thematischen Abschnitte des Abschlussdokuments. Es ist das erste Mal, dass eine Bischofssynode auf diese Weise vorbereitet wird.

Der ausgesandte Fragebogen soll nach dem Wunsch von Papst Franziskus „bis an die Basis“ verbreitet werden. Mehr als 30.000 Österreicher hatten den Familien-Fragebogen des Vatikans zu Ehe- und Familienthemen im vergangenen Jahr ausgefüllt. Insgesamt hatte sich eine hohe Zustimmung zu Ehe und Familie, aber auch eine große Diskrepanz in Fragen wie Empfängnisregelung oder dem kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gezeigt.

religion.ORF.at/APA/KAP

Mehr dazu:

Link: