Sonntagsallianz: Zweifel an Aussagekraft der Umfrage

Die „Allianz für den Freien Sonntag“ zweifelt an der Aussagekraft einer von der Wirtschaftskammer Wien jüngst durchgeführten Umfrage unter Wiener Unternehmen zur Sonntagsöffnung für bestimmte Tourismuszonen.

Zwar mögen die 72,6 Prozent Befürworter auf den ersten Blick viel erscheinen, doch hätten nur 16 Prozent der befragte Firmen den Umfragebogen auch wieder retourniert, was eine „erstaunlich niedrige Beteiligung“ sei. „Wir wissen von vielen, vor allem kleinen, Unternehmen, wie wichtig für sie ein wöchentlicher regelmäßiger Ruhetag ist“, erklärte die Koordinatorin der Allianz, Gabriele Kienesberger, in einer Aussendung am Dienstag.

Zusammensetzung der Sonntagsallianz

Die Sonntagsallianz hat 50 Mitgliedorganisationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Vertreten sind unter anderem auch die evangelische und die katholische Kirche. Oberkirchenrätin Hannelore Reiner: „Gerade Wien ist berühmt für seinen besonderen Charakter, seine langsamere Lebensart. Das alles geht verloren, wenn unsere Hauptstadt so wie alle anderen Metropolen sonntags geöffnet ist.“

Der Wiener Jesuit Alois Riedlsperger fordert „statt einer weiteren Ausdehnung von Sonntagsarbeit mehr Achtsamkeit füreinander und die Entwicklung einer Kultur der Genügsamkeit“. Dazu gehöre ein gutes Maß an Zeitwohlstand und Lebensqualität. Der freie Sonntag sei außerdem eine Einladung, „dem Leben auf die Spur zu kommen“. Was es heiße, gemeinsam zu feiern, erlebe man jeden Sonntag in der übervollen Jesuitenkirche im 1. Bezirk.

Kultur der Pause

Die Caritas-Socialis-Schwester und Leiterin der Regionalkonferenz der Frauenorden der Erzdiözese Wien und der Diözese Eisenstadt, Maria Judit Tappeiner, spricht sich für „eine Kultur der Pause, der Unterbrechung des Alltags, des Feierns, des Aufatmens“ aus und gegen „eine Gesellschaft, in der jederzeit alles zu haben ist“. Sonn- und Feiertage seien unverzichtbare Werte in unserer Gesellschaft und ein hohes Kulturgut im Dienste der Gemeinschaft.

Gerhard Zach von der Buchhandlung Herder in der Wiener Wollzeile steht für einen der vielen Kleinunternehmer, die sich gegen eine Sonntagsöffnung stellen: „Den Sonntag und seine über ein Leben lang lieb gewonnenen Rituale lasse ich mir wegen eines ohnehin ungewissen Umsatzwachses nicht nehmen. Zumal alle bisherigen Änderungen der Öffnungszeiten nur eine Verlagerung, nicht aber auffällige Zuwächse gebracht haben.“

religion.ORF.at/KAP

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