Vatikan beklagt Missachtung von Kinderrechten

Kardinal Turkson hat bei der Präsentation der Kampagne „Stoppt Belästigungen im Internet“ die Missachtung der UN-Kinderrechtskonvention kritisiert. Noch im Frühjahr war genau das dem Vatikan selbst vorgeworfen worden.

Obwohl die meisten Staaten die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hätten, litten Kinder nach wie vor unter Gewalt und Ausbeutung, sagte der für Menschenrechtsfragen zuständige Kardinal Peter Turkson am heutigen Dienstag im Vatikan. Er beklagte etwa eine Zunahme von Kinderpornographie und -prostitution, Zwangsehen und Menschenhandel.

Im Frühjahr dieses Jahres hatte der UN-Ausschuss für den Schutz von Kindern den Vatikan selbst bezichtigt, Kinderrechte zu verletzen. In einem Bericht verurteilte der Ausschuss den Umgang des Vatikans mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Es hieß damals außerdem, dass einige Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts nicht den Forderungen der Kinderschutzkonvention entsprächen. Der Vatikan hatte nach der Veröffentlichung des Berichts kritisiert, die UN habe von den jüngsten Kinderschutzmaßnahmen des Vatikans keine Notiz genommen und seinen Einsatz für Kinderrechte nochmals bekräftigt.

Neue Formen von Gewalt

Die von Turkson geäußerte Kritik fiel im Rahmen der Präsentation der Kampagne „Stoppt Belästigungen im Internet“. Er sprach sich zugleich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Sozialen Netzwerken aus. Es sei notwendig, Jugendlichen Werte wie Gerechtigkeit und Frieden näherzubringen.

Die Kampagne wurde vom Internationalen katholischen Büro für Kinder" (BICE) in Kooperation mit dem Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden gestartet. Der Vorsitzende von BICE, Olivier Duval sagte, dass die Internetnutzer stärker für das Problem von Belästigung sensibilisiert werden müssten. So seien sexuelle Anspielungen, Beleidigungen, Bedrohungen und das Hacken persönlicher Profile als eine „neue Form von Gewalt“ zu verstehen. All das könnte bei den Opfern Angstzustände, Stress, Scham, Depression oder gar Selbstmordgedanken auslösen.

20.000 Opfer von Cybergewalt

Ziel der Kampagne sei es, möglichst vielen Internetnutzern Verhaltensregeln zum Schutz der persönlichen Profile an die Hand zu geben, aber auch die Vorgabe zur Rücksichtnahme auf andere Nutzer. Eine im vergangenen Jahr unter 20.000 Jugendlichen durchgeführte Studie in Europa hatte ergeben, dass jeder Dritte schon persönliche Angriffe im Internet erfahren hat.

Die neue Kampagne des BICE wurde September bereits dem Kinderrechtskomitee der Vereinten Nationen vorgestellt. Bislang haben rund 10.000 Menschen die entsprechende Petition unterschrieben. Das 1948 gegründete Internationale katholische Büro für Kinder ist ein Netzwerk von Kinderschutzorganisationen mit Hauptsitz in Paris.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: