„Es stinkt“: Verbale Entgleisung von Pfarrer

Der Geistliche Gerhard Maria Wagner hat heftig gegen die katholische Kirche gewettert. Sie sei ein „Saustall“, in dem es stinke. Der Pfarrer disqualifiziere sich mit diesen Aussagen selbst, so die Reaktion der Diözese Linz.

Der 2009 als Weihbischof verhinderte Pfarrer veröffentlichte am Freitag sein neues Buch „Himmel oder Hölle“ (edition innsalz) und übte bei der Präsentation heftige Kritik an seiner Diözese: „In Linz Bischof zu werden, ist vielleicht ein bisschen schwieriger.“ Die Situation in Oberösterreich sei kontrovers und von Gegensätzen getragen, sagte der umstrittene Geistliche.

Pfarrer in Windischgarsten Gerhard Maria Wagner

APA/rubra

Pfarrer Gerhard Maria Wagner

Er wünsche dem Nachfolger von Bischof Ludwig Schwarz - die Diözese hat für das Amt vor kurzem einen Dreiervorschlag erstellt - „alles Gute“, so Wagner. „Es stinkt“, sagte er auf eine frühere Aussage angesprochen, wonach er sich schon zugetraut hätte, „diesen österreichischen Saustall auszumisten“. Der Pfarrer sagte, die Kirche befände sich auf keinem guten Weg. Es gebe Spannungen, und viele Menschen seien orientierungslos. Er berief sich dabei auch auf Priester, die - wie er sagte - darunter litten, „dass wir heute im Grunde aufhören, katholisch zu sein“.

Kirche „Oligarchenwirtschaft“

Außerdem bezeichnete der Pfarrer von Windischgarsten im Bezirk Kirchdorf das Beichtsakrament in vielen Gemeinden als „tot“. Wortgottesdienste hätten eine Eigendynamik bekommen, die ihn störe. Er sagte, es gebe eine Konkurrenz im Verhältnis von Laien und Geistlichen, die er nicht verstehe. Er warf Priestern vor, „Angst vor der Pfarrgemeinderatssitzung“ zu haben. „Da stimmt doch etwas nicht“, sagte Wagner. Seine Meinung sei allerdings in Linz nicht sonderlich gefragt, vermutete der Pfarrer und bezichtigte die heimischen Diözesen, „schon ein bisschen eine Oligarchenwirtschaft“ zu betreiben. Viele Bischöfe stünden alleine da.

In der Diözese Linz würden sich alle bemühen, eine qualitätsvolle Arbeit zu leisten, sagte der Linzer Bischofsvikar Wilhelm Vieböck. „Ich finde es erschreckend, dass Pfarrer Wagner das drastische Wort ‚Saustall‘ für die ganze Kirche in Österreich verwendet.“ Diese Einstellung qualifiziere ihn nicht für höhere kirchliche Ämter, er disqualifiziere sich damit von selbst, sagte Vieböck.

„Geschämt“ für Conchita Wurst

In dem nun erschienenen Buch von Pfarrer Wagner, für das der Autor Norbert Blaichinger sieben Tage mit dem Geistlichen verbracht hatte, äußert sich der Pfarrer mitunter zu kontroversen Themen. Über Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst sagte er etwa, dass er sich damals „für Österreich geschämt“ habe. Praktizierte Homosexualität sei „Verführung und schwere Sünde“, sagte er und weiter, dass er Hilfe suchende Schwule kennen würde, so der Pfarrer bei der Buchpräsentation.

Er freue sich zwar, dass es dem neuen Papst von Anfang an gelungen sei, auf der ganzen Welt Sympathie und Vertrauen zu wecken, wird Wagner in seinem Buch zitiert. Doch er merke nichts davon, dass die Kirchen deswegen voller würden, „die Leute mehr beichten gehen und alle, die Papst Franziskus loben, in der letzten Zeit frömmer geworden sind“.

religion.ORF.at/APA