Australiens Kirche: Zölibat könnte zu Missbrauch führen

Die römisch-katholische Kirche Australiens sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Pflichtzölibat für katholische Priester und Kindesmissbrauch.

„Der Zwang zur Ehelosigkeit könnte unter manchen Umständen zu Missbrauch beigetragen haben“, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht einer kirchlichen Wahrheitskommission. Australiens katholische Kirche hatte das Gremium nach einer öffentlichen Untersuchung jahrzehntelangen Kindesmissbrauchs durch Priester eingesetzt.

Kirchliche Institutionen und ihre Verantwortlichen hätten anscheinend über Jahrzehnte die Augen vor Missbrauch verschlossen, heißt es in dem Bericht, und weiter: „Sie beschützten die Institution, statt sich um das Kind zu sorgen.“

Abschaffung nicht gefordert

Eine Abschaffung des Zölibats werde die Kommission aber nicht empfehlen, sagte der Vorsitzende Francis Sullivan dem Sender ABC. Der Bericht fordert eine bessere Schulung für Priester zum Umgang mit Ehelosigkeit. Diese solle sich auch mit der „psychosexuellen Entwicklung“ von Priestern befassen, sagte Sullivan. „Man muss ansprechen, wie Sexualität von Mitgliedern des Klerus verstanden wird und wie sie ausgelebt wird.“

Kritiker und Opfervertreter kritisierten den Bericht als unzureichend. Die Wiedergutmachung seitens der Kirche sei in vielen Fällen „eine absolute Schande“, gewesen, sagte Nicky Davis, die Sprecherin eines Opfernetzwerkes.

religion.ORF.at/dpa/APA