Kontroverse um Gesichtsschleier in Saudi-Arabien

Der saudi-arabische Religionsgelehrte Ahmed al-Ghamidi hat massive Kontroversen ausgelöst, weil seine Frau ohne Gesichtsschleier in einer Fernsehsendung aufgetreten ist.

Am Samstag kritisierte er im saudischen Sender MBC den Nikab genannten Gesichtsschleier für Frauen zum wiederholten Mal, seine eigene Frau saß unverhüllt und geschminkt neben ihm. Obwohl der Koran nicht genau definiert, wie sich Frauen zu kleiden haben, legt das saudische Gesetz den Nikab als Pflicht fest. Al-Ghamidi ist ehemaliger Leiter der Religionspolizei der für Muslime heiligen Stadt Mekka und Vater dreier Kinder.

Todesdrohungen und Zustimmung

In den sozialen Netzwerken erhielt der Religionsgelehrte daraufhin Todesdrohungen, aber auch viel Zustimmung. Die umstrittene Sendung war in Saudi-Arabiens benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten produziert worden. Dort gilt keine Nikab-Pflicht. Auch auf YouTube wurde das Video der Sendung vielfach angesehen.

Ahmed al-Ghamidi in TV-Sendung mit seiner Ehefrau

Screenshot youTube

Ahmad al-Ghamidi mit seiner Frau in der TV-Sendung

Der 46-jährige al-Ghamidi hatte bereits 2013 Frauen in einer Fatwa (muslimisches Rechtsgutachten) Frauen gestattet, ihre Gesichter zu zeigen und Make-up zu tragen. Die saudi-arabische Tageszeitung „Al-Watan“ berichtete am Montag, dass viele Gelehrte die Fatwa von al-Ghamidi ablehnten. Die Verhüllung diene dem Schutz der Frauen, eine Zuwiderhandlung sei haram („verboten“), so die Meinung konservativer Muslime in Saudi-Arabien.

Das Land verfügt über keine Trennung von Staat und Religion - der Islam ist Staatsreligion und die Scharia in der Verfassung verankert. „Scharia“ (wörtlich: Weg zur Wasserquelle, übertragen: religiöses Gesetz) bezeichnet das islamische Rechtssystem, das die Beziehung zu Gott und der Menschen untereinander regelt.

religion.ORF.at/APA/dpa

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