Vatikan: Lob statt Sanktionen für US-Frauenorden

Ein lang erwarteter Bericht zur Visitation der amerikanischen Frauenorden ist am Dienstag im Vatikan präsentiert worden: Er beinhaltet vor allem Lob und Anerkennung - es hätte auch anders kommen können.

Angeordnet worden war die Visitation 2008, noch unter Ordenskongregations-Präfekt Kardinal Franc Rode. Damals waren Sanktionen gegen Frauenorden wegen „Ungehorsams“ gegenüber Rom befürchtet worden. Doch der jetzt präsentierte Bericht hat größtenteils Positives zum Inhalt.

An zentraler Stelle wird die Konformität der Arbeit der US-Ordensfrauen mit den Leitlinien des Papstes für die Ordensgemeinschaften - Dienst an den Ärmsten und den Randgruppen - hervorgehoben. „Seit den frühen Zeiten der katholischen Kirche der Vereinigten Staaten stehen die Ordensfrauen an vorderster Front“, heißt es: „Sie antworten selbstlos auf die geistliche, moralische, erzieherische, physische und soziale Not von zahllosen Individuen.“

Kardinal: „Wenig Sympathien“

Von Kardinal Rode hatte es geheißen, dass er wenig Sympathien für die pluralistische Linie vieler US-Ordensfrauen hatte. Rodes Nachfolger, der Brasilianer Kardinal Joao Braz de Aviz, gilt demgegenüber als konziliant - ebenso wie Papst Franziskus. Auch die neue „Nummer 2“ der Kongregation, Erzbischof Jose Rodriguez Carballo, ist auf dieser Linie.

US-amerikanische Ordensfrauen beim Gebet

Reuters/Mel Evans

US-amerikanische Ordensfrauen beim Gebet

Aviz, Carballo und die amerikanische Oberin Sr. Sharon Holland präsentierten den Visitationsbericht am Dienstag im Vatikan. Der Text lobt die Arbeit der Ordensschwestern, und er schreibt keine disziplinären Sanktionen vor, wie befürchtet worden war.

Zweite Visitation folgt

Der Bericht der Visitatorinnen und Visitatoren zum Ordensleben der Frauenkongregationen in den USA beendet das Großprojekt der zuständigen vatikanische Kongregation. Diese Visitation ist jedoch nicht zu verwechseln mit einer zweiten, die ein Jahr später durch die Glaubenskongregation begonnen wurde und nicht das Ordensleben insgesamt betrifft, sondern ausschließlich die Ordensoberenvereinigung LCWR (Leadership Council for Women Religious). Diese zweite Visitation, der Erzbischof James Peter Sartain vorsteht, ist noch nicht abgeschlossen.

Die erste Visitation begann im Februar 2008 unter der Leitung von Schwester Clare Millea, der Generaloberin der Kongregation der Apostel vom Heiligsten Herzen Jesu. Sie war von Rode beauftragt worden. Im Unterschied zur zweiten Visitation ging es bei der ersten um die gesamte Bandbreite des Ordenslebens, also um Berufungen, Gemeinschaftsleben und die Leitung der Gemeinschaften.

Wenige Tage vor dem Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. ging dem Heiligen Stuhl ein erster Bericht zu. Der Vatikan wollte wegen der Sedisvakanz zuerst das neue Pontifikat abwarten. Als Franziskus dann das „Jahr der Orden“ (Advent 2014 bis Februar 2016) ankündigte, wurde die Berichtspräsentation wiederum verschoben und auf den diesjährigen Advent verlegt - mit der Botschaft des Papstes zum „Jahr der Orden“ als Hintergrund.

Zu Beginn der Visitation hatte Kardinal Rode noch davon gesprochen, er habe auf kritische Stimmen gehört, die den Schwestern Säkularismus und einen feministischen Geist „vorgeworfen“ hätten. Die Visitatoren wollten sich allerdings nicht auf mögliche kritische Punkte beschränken. Was sie hingegen in Angriff nahmen, war eine Gesamtbestandsaufnahme des weiblichen Ordenslebens in den USA. In den USA sind etwa 350 weibliche Ordensgemeinschaften mit über 50.000 Schwestern tätig.

religion.ORF.at/KAP

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