Kirche von England ernennt erste Bischöfin

Die Kirche von England hat ihren ersten weiblichen Bischof ernannt, wie am Mittwoch bekanntwurde. Libby Lane, Pfarrerin im Nordwesten Englands, wurde zur Bischöfin von Stockport befördert.

Die Ankündigung kam fünf Monate, nachdem die anglikanische Church of England eine lange und polarisierende Debatte beendet hatte, indem sie per Abstimmung beschloss, Frauen als Bischöfinnen zuzulassen. Die Generalsynode der anglikanischen Kirche hatte am 17. November der „Kanon 33“ genannten Reform zugestimmt, die das Bischofsamt auch für Frauen öffnete.

Die erste anglikanische Bischöfin Libby Lane

Reuters/Phil Noble

Die erste anglikanische Bischöfin Libby Lane

Lanes erste Handlung nach der Bekanntgabe am Mittwoch war die Leitung eines Gebets für die Opfer des Schulmassakers durch die Taliban in Pakistan. Bei dem Überfall am Dienstag waren um die 150 Menschen getötet worden, die meisten waren Kinder. Über ihre Ernennung sagte die 48-Jährige, diese sei „eine unerwartete Freude“, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. "Es ist ein bemerkenswerter Tag für mich und ein „historischer Tag für die Kirche“, sagte Lane. Sie sei „geehrt und dankbar“ - und auch „aufgeregt (...), dass man mir ein solches Amt anvertraut hat“.

Welby „absolut begeistert“

Justin Welby, als Erzbischof von Canterbury Primas der Kirche von England, sagte am Mittwoch einem Bericht der BBC zufolge, er sei „absolut begeistert“ von Lanes Ernennung. Großbritanniens Premierminister David Cameron begrüßte die Ernennung Lanes als „historisch“. Die Personalie sei bereits von Königin Elizabeth II., dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, bestätigt worden.

Sie sei „ein wichtiger Schritt der Kirche in Richtung mehr Gleichberechtigung in ihren höheren Rängen“, so Cameron. Die Regierung werde noch diese Woche eine Gesetzesänderung einbringen, wonach künftig auch Bischöfinnen, wie einige ihrer männlichen Kollegen, Mitglieder des Oberhauses werden können.

Kein eigener Bischofssitz

Lanes wird Bischöfin von Stockport und ist damit dem Bischof von Chester in der nordenglischen Provinz York zugeordnet. Die Weihe soll am 26. Jänner der Erzbischof von York, John Sentamu, vornehmen. Suffraganbischöfe haben in der anglikanischen Kirche keinen eigenen Bischofssitz und damit auch keine eigene Kathedrale. Mit der Ernennung der ersten Diözesanbischöfin wird erst für 2015 gerechnet. Grund dafür ist der aufwändigere Wahlprozess.

Lane wurde 1994 zur Priesterin geweiht, gemeinsam mit ihrem Ehemann George. Sie waren damals das erste zusammen geweihte Priesterpaar in der Kirche von England. Seit 2007 war Lane Pfarrerin in einem Ort im Südwesten von Manchester, ihr Mann leitet in Manchester die Flughafenseelsorge. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder. Libby Lane ist nach Angaben der Kirche von England eine bekennende Unterstützerin des Fußballclubs Manchester United.

Priesterinnen seit 1992

Die Anglikaner in England hatten im Jahr 1992 das Priesteramt für Frauen geöffnet. Bereits damals war die erste Priesterin in der Kirche von England, der Mutterkirche der Anglikanischen Weltgemeinschaft, geweiht worden. Einige anglikanische Kirchen ließen seitdem auch weibliche Bischöfe zu, darunter die Kirchen von Wales, Kanada, Australien und den USA.

Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby. In der Kirche von England war eine entsprechende Reform noch im Jahr 2012 an konservativem Widerstand gescheitert. Die Anglikaner haben weltweit in mehr als 165 Ländern rund 80 Millionen Anhänger.

religion.ORF.at/AP/APA/dpa

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